Arizona:US-Häftling bekam bei Hinrichtung 15-fache Giftdosis

Joseph Wood execution

Joseph Wood erschoss 1989 seine Ex-Freundin und deren Vater, 1991 wurde er zum Tod verurteilt und 23. Juli hingerichtet: Der 55-Jährige war erst nach einem fast zweistündigen qualvollen Todeskampf an einem Herzinfarkt gestorben.

(Foto: dpa)

Sein Todeskampf dauerte fast zwei Stunden: Joseph Wood ist laut einem Zeitungsbericht bei seiner Hinrichtung im Bundesstaat eine 15-fache Giftdosis gespritzt worden - weil die vorgeschriebene Menge nicht wirkte.

  • Ein US-Häftling soll bei seiner Hinrichtung im US-Bundesstaat Arizona die 15-fache Giftdosis erhalten haben. Sein zweistündiger Todeskampf entfachte die Diskussion um die Todesstrafe in den USA neu.
  • Normalerweise dauert es zehn Minuten, bis ein zum Tode Verurteilter stirbt.
  • US-Bundesstaaten haben Probleme bei der Versorgung mit den benötigten Giften. Deshalb kommen teils wenig erprobte Mittel zum Einsatz.
  • Republikanischer Senator McCain bezeichnete die Hinrichtung als "Folter".

Häftling starb nach zweistündigem Todeskampf

Einem Häftling im US-Staat Arizona ist bei seiner Hinrichtung im Juli anscheinend eine 15-fache Giftdosis eingespritzt worden, weil die vorgeschriebene Menge nicht wirkte. Der 55-jährige Joseph Wood war dann nach einem fast zweistündigen qualvollenTodeskampf an einem Herzinfarkt gestorben - ein Fall, der die Diskussion über die Todesstrafe in den USA neu entfacht hatte.

Bei der Hinrichtung am 23. Juli war ein Mix aus dem Schmerzmittel Hydromorphon und dem Beruhigungsmittel Midazolam verwendet worden. Wie Woods Anwälte der New York Times zufolge mitteilten, liegt die vorgeschriebene Menge bei je 50 Milligramm. Dem Verurteilten seien laut dem veröffentlichten Exekutionsprotokoll aber 15 einzelne Dosen der Mischung eingespritzt worden, das heißt insgesamt 750 Milligramm. Augenzeugen berichteten, dass er immer wieder "wie ein Fisch an Land" nach Luft geschnappt habe.

Republikanischer Senator McCain bezeichnete die Hinrichtung als "Folter"

Wood war 1991 wegen zweifachen Mordes zum Tod verurteilt worden. Nach Zählungen des Death Penalty Information Center gab es seit 1976 in den USA bei mindestens 44 Hinrichtungen ernsthafte Probleme.

Der republikanische US-Senator John McCain nannte die Hinrichtung in seinem Heimatstaat "Folter" und "schrecklich". Zugleich machte er damals aber sogleich klar, dass er in bestimmten Fällen die Todesstrafe weiter für angemessen hält. McCain war während des Vietnamkriegs als Gefangener selbst gefoltert worden.

Die Behörden des US-Bundesstaats wiesen direkt im Anschluss an die Exekution jedoch die Vorwürfe zurück, der Verurteilte habe gelitten. Der Leiter der Strafvollzugsbehörde in Arizona, Charles Ryan, erklärte es gebe bislang "keine medizinischen oder forensischen Beweise", dass die Hinrichtung verpfuscht worden sei. Eine von der Gouverneurin von Arizona, Jan Brewer, angeordnete Untersuchung habe ergeben, dass Wood während der Hinrichtungsprozedur "komatös" gewesen sei und nicht gelitten habe.

In der Regel dauert es zehn Minuten, bis ein Todeskandidat nach der Verabreichung des Giftcocktails stirbt. Die USA haben derzeit Probleme bei der Versorgung mit den für die Giftinjektionen verwendeten Mitteln. Mehrere US-Bundesstaaten, die noch die Todesstrafe vollstrecken, darunter auch Arizona, benutzen deswegen neue, teils wenig erprobte Mittel.

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