Urteil:Männer warfen aus Langeweile Betonplatten auf die Autobahn

  • Vor einem Jahr warfen zwei junge Männer immer wieder Gegenstände auf die Autobahn 1 bei Münster.
  • Nun wurden sie zu sieben beziehungsweise siebeneinhalb Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilt.
  • Zu ihrem Motiv sagten sie im Prozess: "Wir hatten einfach Langeweile."

Richter stellt "mangelndes Mitgefühl" fest

Es war mitten in der Nacht, als die meterlangen Holzstämme auf die Fahrbahn krachten. Dass niemand ernsthaft verletzt wurde, gleicht einem Wunder. Im vergangenen Jahr warfen zwei junge Männer immer wieder Gegenstände auf die Autobahn 1 bei Münster. Nun sind sie zu sieben beziehungsweise siebeneinhalb Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilt worden.

Richter Michael Skawran sah bei den beiden 25 Jahre alten Angeklagten "mangelndes Mitgefühl". Es wäre ihnen völlig egal gewesen, wenn jemand ums Leben gekommen wäre.

"Wir hatten einfach Langeweile"

Die unheimliche Serie hatte im Oktober vergangenen Jahres begonnen. Die Angeklagten fuhren zu verlassenen Autobahnbrücken, warfen Baustellenleuchten, einen Einkaufswagen, eine Gartenbank und eine Mülltonne in die Tiefe. Zu ihrem Motiv sagten sie im Prozess: "Wir hatten einfach Langeweile."

Die Richter gingen davon aus, dass sich die beiden jungen Männer als unattraktiv und zu wenig wahrgenommen erlebt haben. "Sie wollten mutig sein und Erfolgserlebnisse schaffen, um ihre unsicheren Persönlichkeiten zu stärken", sagte der Vorsitzende Richter bei der Urteilsbegründung.

Die Angeklagten waren insgesamt sieben Mal zu verschiedenen Autobahnbrücken zwischen Münster und Lotte bei Osnabrück gefahren. Etwa 20 Autos bauten ihretwegen Unfälle. Dem Urteil zufolge zielten sie mindestens einmal direkt auf vorbeifahrende Autos. Die Angeklagten bestritten dies im Prozess. Auch an die möglichen Folgen hätten sie nicht gedacht.

Polizei kommt den Tätern per Handy-Ortung auf die Spur

Angefangen hatte es mit einer Plastikkette, die von einer Brücke bis auf die Fahrbahn heruntergelassen wurde. Später wurden die Gegenstände größer und schwerer. Die Polizei kam schließlich per Handy-Ortung auf die Spur der Angeklagten. Die Ermittler hatten überprüft, welche Mobiltelefone an den Tatorten eingeloggt waren.

Die Richter gehen außerdem davon aus, dass die Angeklagten für eine Serie von Anschlägen auf den Bahnverkehr verantwortlich sind. Sie sollen schon 2012 mit Warnbaken und Fahrrädern Barrieren auf den Schienen gebaut haben. Diese Vorwürfe wurden im Prozess jedoch nicht weiter vertieft, sondern eingestellt.

Dass einer der Angeklagten eine etwas mildere Strafe bekommen hat, liegt an seiner Aufklärungshilfe. Er hatte nach seiner Festnahme sofort seinen Mittäter benannt.

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