Urteil in Stuttgart:Russisches Agentenpaar muss ins Gefängnis

Er war in der Industrie tätig, sie Hausfrau; mit ihrer Tochter lebte das Ehepaar in kleinen Orten im Westen der Bundesrepublik - und spionierte für den russischen Geheimdienst. Das Oberlandesgericht Stuttgart hat die Agenten jetzt zu Haftstrafen verurteilt. Ihre wahre Identität kennen jedoch nicht einmal die Richter.

Sie hätten sich der "geheimdienstlichen Agententätigkeit" schuldig gemacht, hat das Oberlandesgericht Stuttgart befunden und ein russisches Paar zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Der Spion Andreas Anschlag muss für sechseinhalb Jahre ins Gefängnis, seine Frau Heidrun für fünfeinhalb.

Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die beiden Angeklagten, deren wahre Identität im Prozess ungeklärt blieb, viele Jahre für den russischen Auslandsgeheimdienst KGB und dessen Nachfolger "Sluschba Wneschnei Raswedki" (SWR) spioniert hatten.

Dabei soll das Paar, das sich als österreichische Staatsangehörige mit südamerikanischer Herkunft ausgegeben hatte, amtliche Dokumente über EU- und Nato-Angelegenheiten nach Moskau weitergegeben haben. Zugang zu den Papieren soll Andreas Anschlag sich über ein Netzwerk von Informanten verschafft haben; seine Quellen sollen dem Südwestrundfunk zufolge unter anderem im niederländischen Außenministerium angesiedelt gewesen sein.

Nach außen hin führten die Familie ein unauffälliges Leben in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Wie der SWR berichtet, arbeitet Andreas Anschlag in der Industrie, seine Frau blieb zuhause und kümmerte sich um die gemeinsame Tochter.

Seit Oktober 2011 saß das Paar in Untersuchungshaft.

© Süddeutsche.de/AFP/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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