Unwetter:Wasser marsch!

Nasse Straßen, überflutete Keller, stillgelegte U-Bahnlinien. Allein in Berlin musste die Feuerwehr 1750 Mal ausrücken. Langsam entspannt sich die Lage.

Die Folgen der schweren Unwetter mit Starkregen vom Donnerstag haben die Einsatzkräfte in und um Berlin am Freitag weiter beschäftigt. Die Feuerwehr in der Hauptstadt zählte nach eigenen Angaben bis zum Mittag rund 1750 witterungsbedingte Einsätze. Der von ihr ausgerufene Ausnahmezustand dauerte an.

Die Helfer hatten es dabei einem Sprecher zufolge weiterhin vor allem mit vollgelaufenen Kellern zu tun. Über der Region Berlin war vor allem am Donnerstag Starkregen niedergegangen und hatte für erhebliche Überschwemmungen gesorgt. Im Straßen-, Bahn- und Flugverkehr kam es deshalb zu massiven anhaltenden Behinderungen.

Auch im besonders stark betroffenen brandenburgischen Oranienburg nördlich von Berlin kämpften die Behörden am Freitag weiter mit den durch das Unwetter verursachten Sachschäden. Nach Angaben der Stadtverwaltung waren dort am Freitag immer noch knapp hundert Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) im Dauereinsatz.

Aufgrund von Wassereinbrüchen in einem Computerraum war die dortige Kreisverwaltung am Freitag nur beschränkt arbeitsfähig, mehrere für den Abend geplante Freiluftveranstaltungen mussten abgesagt werden. In Oranienburg fielen laut Stadtverwaltung am Donnerstagnachmittag mit 236 Litern Regen pro Quadratmeter so große Niederschlagsmengen wie sonst in einem ganzen Jahr. Es hätten sich "oft dramatische Szenen auf den Straßen" abgespielt.

Aktuelles Lexikon: Starkregen

Beim Niederschlag ist vieles eine Frage der Perspektive. Entsprechend flexibel sind die Definitionen. In Deutschland gelten als Starkregen Quadratmeter-Niederschlagsmengen von mehr als fünf Litern in fünf Minuten oder von sieben Litern in zehn Minuten, ab erwarteten Regenfällen von 25 Litern in einer Stunde oder 35 Litern in sechs Stunden gibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Unwetterwarnung heraus. Das wird Menschen in den Tropen nicht unbedingt beeindrucken: Auf Guadeloupe kamen am 26. November 1970 sogar 38 Liter zusammen - pro Minute. Nichtsdestotrotz kann auch der hiesige Starkregen unangenehm, teuer oder gar lebensgefährlich werden, so wie bei den Überschwemmungen im Frühsommer 2016 in Süddeutschland, als mehrere Menschen starben. Was das Tief "Rasmund" so bemerkenswert macht, das am Donnerstag unter anderem Berlin unter Wasser setzte, war indes vor allem die Dauer sowie die Ausdehnung der Regenfälle: In 24 Stunden wurden etwa in Tegel 152 Liter pro Quadratmeter gemessen, mehr als die doppelte Menge dessen, was dort normalerweise im ganzen Juni fällt. Der DWD schätzt, dass es andernorts sogar 200 Liter waren. Mit dem fortschreitenden Klimawandel dürften die Wetterlagen häufiger werden, die solche heftigen Regenfälle begünstigen. Marlene Weiß

In Berlin musste die Feuerwehr am Donnerstag teilweise Autos samt Insassen aus völlig überfluteten Straßen bergen. Im Stadtteil Charlottenburg wurde ein Haus geräumt, weil dessen Statik durch einen unterspülten Gehweg gefährdet war. Der Verkehr auf mehreren U-Bahnlinien wurde wegen witterungsbedingter Schäden unterbrochen.

Die Berliner Stadtautobahn 111 musste wegen Überschwemmungen der Fahrbahn und in Tunnels streckenweise wiederholt gesperrt werden. Massive Probleme gab es auch am Flughafen Tegel. Dort lief der Flugverkehr am Freitag weitgehend normal; allerdings kam es bei der An- und Abreise zu erheblichen Behinderungen. Auch im Berliner Nahverkehr hielten die Behinderungen am Freitag zunächst noch an.

Innensenator Andreas Geisel (SPD) dankte den Einsatzkräften. "Die Berliner Feuerwehr hat in den letzten 24 Stunden Außergewöhnliches geleistet", erklärte er am Freitag. Seinen Angaben zufolge waren in der Hauptstadt 1400 Helfer von Feuerwehren und Technischen Hilfswerk im Einsatz.

Der Deutsche Wetterdienst sprach von "sintflutartigen Regenfällen". In Berlin, Brandenburg und im südlichen Teil Mecklenburg-Vorpommern seien binnen 24 Stunden Regenmengen von teils mehr als hundert Litern pro Quadratmetern gemessen worden, in Berlin-Tegel nach vorläufigen Messungen sogar 152 Liter. Dies entspreche der doppelten durchschnittlichen monatlichen Regenmenge.

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