Unsere Lieblinge im März:Wir lieben uns alle!

Eine Rosenkriegerin, ein spiritueller Superstar, ein Mann, der sein Leben versteigert. Jeden Monat kürt sueddeutsche.de fünf Menschen zu "Unseren Lieblingen".

Violetta Simon

Heather Mills: Frischgebackene Exfrau

Heather Mills

Heather Mills ist nun endlich geschieden und mehrfache Millionärin. Zufrieden ist sie nicht.

(Foto: Foto: AP)

Nicht erst seit dem Rosenkrieg mit Sir Paul hat Heather Mills in der Öffentlichkeit für Aufmerksamkeit gesorgt. Die von den Medien mitunter als "Öko-Kriegerin" bezeichnete 40-Jährige ist bekennende Veganerin und gab in diesem Zusammenhang bereits erstaunliche Ernährungstipps: Statt Kuhmilch, deren Transport viel zum CO2-Ausstoß beitrage, könne die Menschheit doch auch Milch von Ratten trinken, schlug sie den fassungslosen Journalisten vor.

Mills, bekannt als Model, Aktivistin für Landminenopfer, Tierschützerin und Frau ohne linken Unterschenkel (1993 wurde sie von einem Polizeimotorrad angefahren) hat sich nun auch als frischgebackene Exfrau von Paul McCartney einen Namen gemacht.

Seit das ehemalige Fotomodell und der Ex-Beatle im Mai 2006 ihre Trennung bekanntgegeben hatten, konnte die Öffentlichkeit eine Scheidungsschlacht ohne Gleichen verfolgen. Wichtigstes Thema: Geld. 150 Millionen wollte Mills als Entschädigung dafür, dass sie mit dem Musiker verheiratet war. Dem 65-Jährigen wird immerhin ein Vermögen von rund 1,2 Milliarden Euro nachgesagt. Die Scheidung war angeblich die teuerste im Vereinigten Königreich.

Das Gericht sprach Mills eine Abfindung von 32 Millionen Euro zu - ein Fünftel dessen, was sie sich vorgestellt hatte. Heather enttäuschte die Presse nicht: Nachdem Richter Hugh Bennett sein Urteil verkündet hatte, schüttete sie medienwirksam ein Glas Wasser über McCartneys Anwältin Fiona Shackleton aus.

Der tätliche Angriff hat die Gestalter einer britischen Homepage zu einem Spiel namens "Mucca Chucka" inspiriert: Dort kann jeder Spieler versuchen, dem Richter, der Anwältin oder dem frischgebackenen Exmann die Frisur zu ruinieren. Je mehr Punkte ein Spieler sammelt, desto mehr Geld erhält er von McCartney.

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Patrick S. und Susan K.: Geschwisterliebe mit Folgen

Patrick S.und Susan K.

Ihre Liebe brachte sie vor Gericht: das Geschwisterpaar Patrick S. und Susan K.

(Foto: Foto: AP)

Einst nahm der ägyptische Gott Osiris seine Schwester Isis zur Frau und zeugte mit ihr einen Sohn. Die beiden führten eine glückliche Ehe und kein Richter wäre auf die Idee gekommen, die Geschwister deswegen zu verurteilen.

Patrick S. und Susan K. sind aber kein Pharaonenpaar, und sie stammen nicht aus dem alten Ägypten, sondern aus Zwenkau bei Leipzig. Deshalb hat ihre Liebe zueinander sie zuerst vor Gericht und dann ganz schnell in die Medien gebracht. Das Vergehen: Inzest. Vier Kinder haben sie zusammen gezeugt, der 31-Jährige saß deswegen bereits im Gefängnis.

Der Fall hat eine Debatte darüber entzündet, ob die Härte, mit der die Justiz in diesem Einzelfall verfahren ist, angebracht war. Das Geschwisterpaar Patrick und Susan ist kein Exempel für sexuelle Zügellosigkeit. Dass sie sich überhaupt ineinander verlieben konnten, liegt an ihrer Familiengeschichte: Die beiden wuchsen nicht miteinander auf.

Der damals 24-jährige Patrick sah seine Schwester zum ersten Mal, als sie bereits 16 war. Der Junge, zunächst im Heim und später bei Adoptiveltern aufgewachsen, hatte sich auf die Suche nach seiner leiblichen Mutter gemacht. Nachdem er sie gefunden hatte, zog er zu ihr und Susan, die eine Persönlichkeitsstörung hat und geistig leicht behindert ist. Als die Mutter starb, waren die beiden auf sich allein gestellt. Sie fühlten sich zueinander hingezogen und lebten als Paar zusammen. 2001 kam das erste Kind, Eric. Es folgten Sarah, Nancy und Sofia. Zwei der Kinder sind behindert. Mittlerweile hat sich Patrick S. sterilisieren lassen.

Das Jugendamt hielt die beiden mit der Erziehung für überfordert und gab die größeren Kinder zu Pflegefamilien. Nur die Kleinste, Sofia, durfte bleiben. Das Gericht verurteilte Patrick S. wegen "Beischlafs unter Verwandten". Die Geschwister und einige Politiker hatten gefordert, die Strafbarkeit des Inzests für verfassungswidrig zu erklären - bislang ohne Erfolg. Auf Patrick S. wartet eine Reststrafe von 17 Monaten. Ob er sie absitzen muss, liegt in den Händen von Sachsens Justizminister Geert Mackenroth. Bis dahin will die Staatsanwaltschaft Leipzig die Vollstreckung aufschieben.

An sich ist es nicht strafbar, wenn ein Paar zur Zeugung schreitet, auch wenn es damit rechnen muss, dass ein behindertes Kind zur Welt kommt. Patrick S. und Susan K. haben nur das Pech, miteinander verwandt zu sein.

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Dalai Lama

Der Dalai Lama kämpft seit einem halben Jahrhundert für die Anerkennung Tibets.

(Foto: Foto: AFP)

Dalai Lama: Staatsfeind und spiritueller Superstar

Von Peking als Staatsfeind verteufelt, im Ausland als Botschafter des Friedens verehrt: Seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama, ist seit seinem 15. Lebensjahr das geistliche und politische Oberhaupt der Tibeter und gilt als Lichtgestalt unter den Religionsführern. Geboren im Juli 1935 im Nordosten Tibets, wurde er im Alter von zwei Jahren als die Wiedergeburt seines Vorgängers, des 13. Dalai Lama erkannt, der solange wiedergeboren wird, bis alle Menschen erlöst sind.

Seit er vor einem knappen halben Jahrhundert vor den KP-Führern ins nordindische Exil flüchtete, hat der Dalai Lama keinen Fuß mehr in seine Heimat gesetzt. Selbst Fotografien von ihm sind dort verboten. Im Ausland hingegen liegt man dem 72-Jährigen zu Füßen. Unermüdlich wirbt er dort für die Einigung zwischen China und Tibet. Für sein Engagement, eine gewaltfreie Lösung für das Tibetproblem zu finden, erhielt er 1989 den Friedensnobelpreis. Trotz zahlreicher Versuche, mit den Chinesen in Dialog zu treten, fanden bisher keine direkten Gespräche statt.

Mittlerweile hat China den Druck auf den Dalai Lama und ausländische Regierungsvertreter erhöht, und stellte klar, dass man überhaupt nichts von Reisen des Dalai Lama zur Verbreitung "seines Separatismus von China" halte. Die Warnung richtete sich unter anderem an den britischen Premierminister Gordon Brown sowie den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, die beide in den kommenden Monaten ein Treffen mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter geplant haben. Sarkozy hatte angedeutet, er könne die Olympia-Eröffnungsfeier in Peking boykottieren.

Das Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende September im Kanzleramt hatte Peking ziemlich verstimmt. Der Dalai Lama nannte die Bundeskanzlerin eine "gute Freundin". Merkel habe ähnliche persönliche Erfahrungen mit einem totalitären Regime gemacht wie er selbst, sagte er. "Ich betrachte mich oft als halber Marxist und halber Buddhist."

Nach wie vor ist der Status des Dalai Lama als spiritueller Superstar vor allem in westlichen Ländern ungebrochen. Zuweilen sieht sich das Religionsoberhaupt genötigt, die Erwartungen seiner weltlichen Anhänger zu dämpfen. Instant-Erleuchtung und Tipps zu tantrischem Sex würde man bei ihm nicht bekommen, sagte er einmal in einem Interview.

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Ian Usher

Leben zu versteigern: Ian Usher fängt noch mal ganz von vorn an.

(Foto: Foto: Reuters)

Ian Usher: Leben zu versteigern

Fünf Jahre lebte Ian Usher mit seiner Frau in der Nähe von Perth. Nach der Trennung beginnt der britische Auswanderer sein Leben noch mal von vorn. Freunde sprechen von einer Midlife-Crisis.

Usher ist nicht todkrank, er will sich auch nicht das Leben nehmen, er ist nicht verschuldet und hat auch keine Insolvenz erlitten oder muss ins Gefängnis. Dennoch macht der gebürtige Brite alles, was er jemals besaß, zu Geld: Ein Haus mit Garten, Whirlpool und Heimkino, ein Mazda, eine Kawasaki, Jetski und eine Kitesurf-Ausrüstung.

Aber nicht nur das: Auch Ushers Freunde Melanie, Em, Paula, Marty, Baxter, Andy, Karen, Dazz und andere kommen unter den Hammer - ebenso wie sein Job in einem Teppichladen. "Meine Chefin war von meinem Plan so angetan, dass sie angeboten hat, demjenigen, der mein Leben ersteigert, meinen Job auf Probe anzubieten", sagt der 44-Jährige. "Wenn die Chemie stimmt, darf mein Nachfolger bleiben."

Usher präsentiert alles, was bisher zu ihm gehörte, auf einer Webseite. Das Startgebot für das Leben von Ian Usher soll beim Internet-Auktionshaus Ebay bei einem australischen Dollar liegen. Die Auktion beginnt am Sonntag, 22. Juni, und endet am 29. Juni.

Wenn alles läuft wie geplant, wird ihm nach der Versteigerung nichts als sein Pass, ein paar Klamotten und sein Geldbeutel bleiben. Wie viel drin sein wird, kann er nicht abschätzen. "Ich hoffe, dass 500.000 Dollar zusammenkommen", sagt er. "Wenn es so viel wird, dass ich nie wieder arbeiten muss, wäre das natürlich grandios."

Sein neues Leben beginnt am 30. Juni. Wie es aussehen wird, weiß er nicht. Nur, dass es an einem Montag sein wird. Dann wird er sich einfach in den nächsten Flieger setzen - egal wohin.

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Kostja Ullmann

Der neue Bleibtreu? Kostja Ullmann als "Nachwuchstalent" zu bezeichnen, wäre schwach.

(Foto: Foto: dpa)

Kostja Ullmann: Muttis Liebling

Er sieht hinreißend exotisch aus und spricht ein hervorragendes Englisch. Das hat er seinen Eltern, einer halbindischen Tänzerin und einem britischen Drehbuchautor, zu verdanken. Den Rest hat Kostja Ullmann selbst geschafft. Der 23-Jährige Hamburger mit dem schüchternen Blick und dem lieblichen Lächeln gilt als ernstzunehmender Charakterdarsteller.

Seine erste Rolle in einem Spielfilm verlangte Ullmann einiges ab: In Marco Kreuzpaintners "Sommersturm", einer Geschichte um eine bayerische Rudermannschaft im Sauerland, masturbiert er mit seinem Filmpartner Robert Stadtlober. Auch sonst wird er gern in Liebesszenen gezeigt - allerdings mit Frauen, und die sind meist um einiges reifer als er: Er war bereits mit Marie Bäumer, Maren Kroymann und Lisa Martinek im Bett.

"Es hat mich immer sehr gereizt, einen jungen Mann zu spielen, der sich in eine ältere Frau verliebt", hat Ullmann in einem Interview gesagt. "Das kennt man nicht, es ist nicht gern gesehen." Dennoch ist er sich der Gefahr bewusst, in eine Schublade gesteckt zu werden. Als man ihn für "Harold und Maude" an einem Theater verpflichten wollte, wurde es Ullmann zu viel mit dem Thema "Junger Mann liebt reife Frau". Er sagte ab.

Seit "Sommersturm" kennt man Ullmann auch in den USA und in Japan. 2006 erhielt er in Locarno den Goldenen Leoparden für seinen Auftritt in "Verfolgt" als jugendlicher Straftäter, der sich in seine Bewährungshelferin verliebt. Im vergangenen Jahr wurde er von GQ-Award zum Shootingstar des Jahres 2007 gewählt und erhielt außerdem den New Faces Award als Bester Nachwuchsschauspieler.

Kaum ein anderer deutscher Schauspieler in seinem Alter dürfte bereits mit so vielen Großen vor der Kamera gestanden sein: Bruno Ganz, August Zirner, Heino Ferch, Veronica Ferres. Zuletzt drehte er mit Roland Suso Richter und Nico Hofmann. Manche sagen, er sei der neue Moritz Bleibtreu. Hoffen wir, dass sie sich täuschen. Denn am besten ist Kostja Ullmann, wenn er er selbst ist.

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