Unschuldig hinter Gittern:Amerikaner kommt nach 39 Jahren frei

Ricky Jackson leaves the courthouse in Cleveland

Saß fast 15 000 Tage unschuldig im Gefängnis: Ricky Jackson.

(Foto: Reuters)
  • Nach 39 Jahren hinter Gittern ist ein einst zum Tode verurteilter Amerikaner aus dem Gefängnis freigekommen.
  • Seine Verurteilung beruhte auf der Falschaussage eines damals Zwölfjährigen.
  • Nach Angaben des Ohio Innocence Projects ist das bereits der 149. Fall seit 1973, in dem ein Todeskandidat für unschuldig erklärt wurde.

US-Bürger kommt nach 39 Jahren frei

Nach 39 Jahren hinter Gittern hat ein zum Tode verurteilter Schwarzer im US-Bundesstaat Ohio das Gefängnis als freier Mann verlassen, weil seine Verurteilung auf der erlogenen Aussage eines Zwölfjährigen beruhte. So lange habe noch niemand in den USA unschuldig im Gefängnis gesessen, erklärte der Anwalt von Ricky Jackson, Mark Godesey, auf der Facebook-Seite seiner Organisation Ohio Innocence Project.

Zwölfjähriger log im Prozess

Jackson, heute 57 Jahre alt, war 1975 zum Tode verurteilt worden, weil er mit zwei Komplizen in einem Lebensmittelgeschäft einen Weißen erschossen und eine Frau schwer verletzt haben soll. Jackson war damals 18 Jahre alt. Die Verurteilung beruhte auf Aussagen eines Zwölfjährigen, der die vermeintlichen Täter identifizierte. Erst als Erwachsener vertraute er zunächst einem Priester an, dass er gar kein Zeuge des Verbrechens war, später widerrief er seine Aussage auch vor Gericht. Tatsächlich saß er zur Tatzeit in einem Schulbus mehrere Blocks vom Ort des Geschehens entfernt.

Schon der 149. Fall seit 1973

Ricky Jackson, der stets seine Unschuld beteuert hatte und dessen Todesurteil 1978 wegen Verfahrensfehlern in lebenslange Haft umgewandelt worden war, verließ am Freitagmorgen gegen 09.00 Uhr das Gefängnis in Cleveland, wie die Behörden mitteilten. Nach fast 15.000 Nächten in der Zelle hatte er keinen Cent in der Tasche und auch keine Winterkleidung. Das Ohio Innocent Project will ihn unterstützen, bis der Staat ihn möglicherweise entschädigt.

Jackson gab sich trotz der schlimmen Ungerechtigkeit, die ihm widerfuhr, versöhnlich. Der damalige falsche Zeuge sei von der Polizei zu seiner Falschaussage gedrängt worden, sagte er vor Reportern. "Ich wünsche ihm alles Gute, ich hasse ihn nicht." Nach Angaben des Informationszentrums für die Todesstrafe war Jackson seit 1973 bereits der 149. Todeskandidat, der für unschuldig erklärt wurde, und der fünfte in diesem Jahr.

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