Unicef:Neuanfang ohne Simonis

Nach monatelangen Querelen ist Heide Simonis als ehrenamtliche Vorsitzende von Unicef Deutschland zurückgetreten. Mit Geschäftsführer Garlichs hatte sie sich über die Aufklärung von Verschwendungsvorwürfen zerstritten.

Heide Simonis ist nach zwei Jahren als ehrenamtliche Vorsitzende des Deutschen Komitees der Kinderhilfsorganisation Unicef zurückgetreten. Das teilte die Organisation am Samstag während eines Krisentreffens des Vorstands in Frankfurt am Main mit. Simonis hatte sich mit dem Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlichs zerstritten, als es um die Aufklärung von Verschwendungsvorwürfen ging.

Unicef: Gibt ihr Amt bei Unicef ab: Heide Simonis

Gibt ihr Amt bei Unicef ab: Heide Simonis

(Foto: Foto: dpa)

Vorstandsmitglieder drangen nun auf eine Lösung des Konflikts. Offiziell teilte Unicef nur mit, Simonis habe ihr Amt bei einer Vorstandssitzung zur Verfügung gestellt, um einen Neuanfang zu erleichtern. Der Vorstand hat den früheren Vorsitzenden Reinhard Schlagintweit gewählt, für eine Übergangszeit erneut den Vorsitz zu übernehmen.

Der damals 77-jährige Schlagintweit hatte Simonis im Jahr 2005 als seine Nachfolgerin empfohlen; sie wurde danach einstimmig gewählt und trat das Amt im Januar 2006 an. Im November vergangenen Jahres berichtete die Frankfurter Rundschau über Vorwürfe gegen Unicef, wonach die Hilfsorganisation Unsummen für dubiose Beraterverträge und eigenmächtig veranlasste Bauarbeiten ausgegeben habe.

Simonis erklärte damals der Zeitung, dem Vorstand lägen Fakten und Zahlen vor, "die wir nicht nachvollziehen können". Sie hatte Garlichs aufgefordert, bis zur Klärung der Vorwürfe sein Amt ruhen zu lassen. Er habe den Vorstand nicht über seine Ansicht zu den Vorwürfen informiert. Die Kölner Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen gegen den Geschäftsführer wegen des Anfangsverdachtes der Untreue auf.

Wenige Wochen später stellte sich der Vorstand hinter Garlichs und wies die Vorwürfe wegen angeblich veruntreuter Spendengelder zurück. Simonis sagte, man habe "keine Hinweise darauf, dass es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist". Allerdings kündigte sie auch an, sie werde eine Anlaufstelle und eine Hotline für Hinweise einrichten. "Die vielen Hinweise über weitere Unregelmäßigkeiten, über das Fingieren von Zahlen und das Verstecken von Kosten, die mich derzeit immer wieder erreichen, bringen mich dazu", sagte sie am 1. Dezember.

Mitte Januar schien der Konflikt bereinigt. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG kam bei ihrer Prüfung zum Ergebnis, dass es keine Verschwendung von Geldern oder Unregelmäßigkeiten gegeben habe. Der Vorstand sprach Garlichs noch einmal das Vertrauen aus. Auch Simonis sagte, sie bemühe sich um gute Zusammenarbeit mit ihm. Garlichs warf ihr vor, die Vorwürfe in die Presse gebracht zu haben.

Neue Vorwürfe

Aus dem Kreis der Mitglieder der Hilfsorganisation wurden Rücktrittsforderungen laut. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung beklagen die Vorstandsmitglieder Rolf Seelmann-Eggebert und Carmen Creutz in einem internen Schreiben, es sei weitgehend nicht gelungen, die Ruhe an der Basis wieder herzustellen und das Vertrauen der verunsicherten Partner in Wirtschaft und Kommunen zurückzugewinnen.

Seelmann-Eggebert sagte der Bild-Zeitung, das Image von Unicef sei beschädigt. "Wir müssen einen Neuanfang schaffen und garantieren, dass es in Zukunft ein hohes Maß an Transparenz gibt. Unicef muss ein für alle einsehbares Glashaus werden."

Seelmann-Eggebert hatte offenbar nicht die Ablösung von Simonis im Sinn. Er sagte: "Ein Geschäftsführer hat einen Arbeitsvertrag und der kann aufgelöst werden." Die Frankfurter Rundschau berichtete am Samstag, der Verwaltungsaufwand der Hilfsorganisation liege deutlich höher, als dies die offiziellen Angaben nahelegten.

Laut Vorstandsdokumenten, die dem Blatt vorlägen, betrügen die Verwaltungskosten 18,58 Prozent der jährlichen Spendeneinnahmen. Erst wenn man den Presse-, Werbe- und Grußkarten-Etat abziehe, ergebe sich eine Zahl unter zehn Prozent, mit der Unicef auf der eigenen Webseite neben dem Spendensiegel werbe.

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