Unglück in Spanien:Deutsche Studentinnen unter den Opfern

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Busunglück Spanien Busunglück Spanien (Foto: Jaume Sellart - picture alliance/dpa)

Unter den Opfern des tragischen Busunglücks in Spanien waren auch zwei Deutsche, nach bisherigem Ermittlungsstand soll der Fahrer am Steuer eingeschlafen sein.

Von Anna Dreher, Tarragona/München

Nach dem schweren Busunglück mit 13 Toten am Sonntag im Nordosten Spaniens sind am Montag neue Details bekannt geworden. Zwei der 13 verunglückten Studentinnen stammen laut Behörden aus Deutschland, sieben aus Italien und je eine aus Österreich, Frankreich, Rumänien und Usbekistan; alle 13 Todesopfer waren demnach zwischen 19 und 25 Jahre alt. Das Auswärtige Amt hingegen bestätigte die zwei Toten aus Deutschland nicht: "Wir können derzeit nicht ausschließen, dass unter den Todesopfern auch Deutsche sind", sagte eine Sprecherin. Zwei verletzte Deutsche würden vom deutschen Generalkonsulat in Barcelona betreut. Einige von ihnen sollen während der Fahrt nicht angeschnallt gewesen sein. "Sie sind zwischen dem Bus und der Straße zerquetscht worden", sagte der katalanische Innenminister Jordi Jané in einem Radio-Interview.

"Alle haben geschrien und geweint. Wir haben uns verloren gefühlt, weil alles dunkel war."

Nach bisherigem Ermittlungsstand soll der Fahrer, dessen Alkohol- und Drogentest negativ ausgefallen ist, am Steuer eingeschlafen sein. Laut Fahrtenschreiber habe er die vorgeschriebene Ruhepause eingehalten, auch technische Mängel wurden ausgeschlossen. "Bisher weist alles darauf hin, dass der Bus zunächst auf den rechten Seitenstreifen gekommen ist und der Fahrer, als er die Leitplanke gestreift hat, das Lenkrad stark nach links gerissen hat", sagte Jané auf einer Pressekonferenz. Der Bus soll in der Nähe von Tarragona auf die Gegenfahrbahn geraten, mit einem anderen Fahrzeug zusammengeprallt und schließlich umgekippt sein.

Der Bus war der letzte einer Kolonne von fünf Fahrzeugen mit 275 Reisenden, die nach einem Ausflug von Erasmus-Studenten zu dem Festival "Fallas" in Valencia auf dem Rückweg nach Barcelona waren. Gegen sechs Uhr morgens kam es auf der Hälfte der Strecke auf der Autobahn AP-7 bei Freginals im Süden der Provinz Tarragona zu dem Unfall.

"Es gab einen starken Ruck, und dann hat sich alles nur noch gedreht und ist umher geflogen. Alle haben geschrien und geweint. Wir haben uns verloren gefühlt, weil alles um uns herum dunkel war. Es war furchtbar", sagte ein Student der spanischen Zeitung El Periodico. Die Überlebenden sind in einem Hotel in Tortosa untergebracht und werden dort psychologisch vom Roten Kreuz betreut.

"Bevor wir eine Brücke am Fluss Ebra überquert haben, konnte ich unseren letzten Bus nicht mehr im Rückspiegel sehen", sagte der Fahrer des vierten Busses und Besitzer der mit dem Ausflug beauftragten Busagentur Autocares Alejandro Tours, Alejandro López, der spanischen Zeitung El País. "Da habe ich schon geahnt, dass etwas passiert sein muss." Er sei an einer Raststätte rausgefahren und habe seinen Kollegen angerufen. Nachdem dieser nicht ans Telefon gegangen sei und auch die Studenten niemanden erreichen konnten, habe schließlich ein Überlebender in einer Nachricht von dem Unfall geschrieben.

"Wir gehen gerade durch die Hölle, ich möchte mir gar nicht erst vorstellen, wie es unserem Kollegen geht", sagte Raúl López, Sohn des Besitzers von Autocares Alejandro Tours. Der Mann sei seit 30 Jahren Busfahrer und in seinen 17 Jahren bei ihrer Firma noch nie einen Unfall verwickelt gewesen. "Wir konnten noch nicht mit ihm sprechen, aber seine Tochter hat uns gesagt, dass er unter Schock steht."

Ursprünglich war die Vernehmung des Busfahrers auf Montagmorgen angesetzt gewesen. Wie die Justizbehörden jedoch mitteilten, wurde der 62-Jährige wegen einer Lungenverletzung in ein Krankenhaus eingeliefert und konnte nicht angehört werden. Im Gespräch mit der Polizei soll er am Sonntag einen Nervenzusammenbruch erlitten und auf Anraten seines Anwalts die Aussage verweigert haben.

Die Polizei legt ihm fahrlässige Tötung in 13 Fällen zur Last.

Von den 43 verletzten Personen werden derzeit 24 in umliegenden Krankenhäusern behandelt, bei sechs von ihnen ist der Zustand laut Medienberichten ernst, bei einer Person kritisch. Unter den Verletzten sollen 18 Frauen und sechs Männer aus 13 Nationen sein. Insgesamt sind laut Rettungsdiensten 56 Studierende aus 19 Ländern in dem verunglückten Bus mitgefahren. Einige Familienangehörige sind inzwischen eingetroffen, weitere unterwegs.

Derweil hat Papst Franziskus den Opfern und Angehörigen am Montag sein Mitgefühl ausgesprochen. Das katholische Kirchenoberhaupt sei "zutiefst traurig" über die Nachricht von dem Verkehrsunfall, schrieb Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in dem Telegramm.

© SZ vom 22.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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