Unfalltod von Prinzessin Diana:Britische Polizei beginnt Ermittlungen

Sechs Jahre nach dem Tod von Prinzessin Diana haben britische Ermittler eine Untersuchung begonnen. Sie wollen auch Spekulationen nachgehen, wonach es sich bei dem Unfall um ein Komplott gehandelt haben könnte.

Sechseinhalb Jahre musste die Öffentlichkeit auf eine eigene britische Untersuchung zum tragischen Unfalltod von Prinzessin Diana in Paris warten. Doch als es am Dienstag in London endlich so weit war, wartete der im Auftrag des Königshauses stehende richterliche Beamte Michael Burgess mit einer kleinen Sensation auf: Er will in seine Nachforschungen auch "Spekulationen" einbeziehen, dass der Tod der damals 36 Jahre alte Prinzessin und ihres Begleiters Dodi Al Fayed (42) möglicherweise "nicht das Ergebnis eines simplen Verkehrsunfalls war".

Prozess beginnt erst 2005

Zu dem seit Jahren heiß diskutierten Aspekt, dass es bei dem Unfall im Pariser Alma-Tunnel am 31. August 1997 vielleicht nicht mit rechten Dingen zuging, wolle er den obersten Polizeibeamten Englands, Scotland Yard-Chef John Stevens, mit Ermittlungen beauftragen, teilte Burgess mit. Danach vertagte der Coroner seine formelle Eröffnungssitzung für "zwischen 12 und 15 Monate". Erst im Jahr 2005 könne er wegen des großen Materialanfalls und der zu sammelnden neuen Erkenntnisse mit den richtigen Untersuchungen und Zeugenvernehmungen beginnen.

Trotz der spannenden Aussicht, die "ganze Wahrheit" (Burgess) über den Tod der Prinzessin zu erfahren, müssen sich die Briten - und die Angehörigen von Diana und Dodi - nun also doch noch weiter gedulden.

Dodis Vater hat den Täter schon gefunden

Das gilt vor allem für den "Harrods"-Besitzer Mohammed Al Fayed, der mit Dodi seinen einzigen Sohn und Erben bei dem Unfall verlor. Mit tragischer Mine, und wild mit den Armen gestikulierend, tauchte der ägyptische Multimillionär am Dienstag bei der Eröffnungssitzung auf. Diana und Dodi seien Opfer eines "schrecklichen Mordes" geworden, versicherte er erneut und machte Prinz Charles (54) als Täter aus: "Sechs Jahre lang habe ich auf diesen Augenblick gewartet. Ich hoffe, dass wir jetzt endlich Licht ins Dunkel bringen können." Allerdings sei er "enttäuscht" darüber, dass der Auftrag des Coroners "so begrenzt" sei.

Eigene Untersuchung für Dodis Tod

Burgess nahm am Nachmittag auch eine getrennte Untersuchung zum Tod Dodis auf. Mohammed Al Fayed hatte stets eine gemeinsame Untersuchung des Todes von Dodi und Diana gefordert. Auch nach den neuen Entwicklungen will er an zahlreichen Fronten weiter dafür kämpfen. Vor den Gerichten in Schottland ist ein Verfahren anhängig, mit dem er unter Berufung auf das europäische Menschenrecht eine öffentliche Anhörung über die Todesumstände erreichen will. In Paris hat Al Fayed Berufung gegen ein Urteil eingelegt, in dem Pressefotografen von jeder Mitschuld an dem Tod von Dodi und Diana freigesprochen wurden.

Al Fayed hat immer wieder öffentlich behauptet, dass der britische Geheimdienst in den Pariser Unfall verwickelt gewesen sei. Das "Establishment" habe den Gedanken "nicht ertragen" können, dass sein Sohn und Diana möglicherweise heiraten und Dodi somit zum Stiefvater der Prinzen William und Harry werden könnte, sagte er.

Dianas veröffentliche Briefe

Pünktlich zum Auftakt der britischen Untersuchungen erhielten die Verfechter von Verschwörungstheorien neue Nahrung. Das Massenblatt "The Mirror" veröffentlichte am Dienstag Auszüge aus einem Brief Dianas, in dem sie Prinz Charles beschuldigt, ihren Tod zu planen. "Mein Ehemann plant einen "Unfall" in meinem Fahrzeug, ...so dass der Weg für seine Wiederheirat frei wird", zitierte der "Mirror". Der Satz stammt angeblich aus einem Brief, den Diana zehn Monate vor ihrem Tod an ihren Butler und Vertrauten, Paul Burrell, schrieb. Auch die handgeschriebenen angeblichen Anschuldigungen Dianas sollen in die Arbeit von Burgess einfließen. Freunde von Charles bezeichneten die Anschuldigungen als "völlig absurd".

Leichenbeschauer: Diana war nicht schwanger

Prinzessin Diana war nach Angaben des früheren königlichen Leichenbeschauers zum Zeitpunkt ihres Todes nicht schwanger. John Burton, der bei der Obduktion der Leiche zugegen war, bezeichnete anders lautende Berichte als falsch. "Ich war anwesend, als sie untersucht wurde", sagte er in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Zeitung "The Times". "Sie war nicht schwanger." Burtons Nachfolger Michael Burgess hatte am Dienstag eine umfassende Untersuchung zu allen Spekulationen über die Todesumstände angeordnet.

Im vergangenen Monat hatte die Zeitung "The Independent on Sunday" eine französische Polizeiquelle mit den Worten zitiert, Diana sei schwanger gewesen, als sie 1997 bei einem Autounfall in Paris ums Leben kam. Auch Mohammed Al Fayed, der Vater des mit Diana verunglückten Dodi Al Fayed, hat immer wieder behauptet, sie habe ein Kind von seinem Sohn erwartet.

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