UN-Bericht:30.000 Kinder sterben täglich an vermeidbaren Krankheiten

Dabei könnten viele von ihnen mit einfachen Mitteln und geringen Kosten gerettet werden, berichtet das UN-Kinderhilfswerk Unicef. Das Ziel der Weltgemeinschaft, die Kindersterblichkeit bis 2015 weltweit um zwei Drittel zu senken, wird demnach klar verfehlt. Besonders betroffen sind neben afrikanischen Ländern auch Staaten der Ex-Sowjetunion sowie der Irak.

Jährlich sterben weltweit 11 Millionen Kinder unter fünf Jahren an vermeidbaren Krankheiten wie Durchfall oder Bronchitis.

Mit einfachen Mitteln und geringen Kosten könnten Millionen Kinderleben gerettet werden, betonte das UN-Kinderhilfswerks UNICEF in einem in New York veröffentlichten Bericht.

Das UN-Ziel, bis 2015 die Kindersterblichkeit weltweit um zwei Drittel zu senken, werde nach derzeitigem Stand klar verfehlt.

In Ländern im Süden Afrikas, im Irak und Staaten der Ex-Sowjetunion habe die Sterblichkeit sogar noch zugenommen.

Nach dem UNICEF-Bericht "Fortschritt für Kinder" haben 82 Länder von 1990 bis 2002 keinen oder einen nur minimalen Fortschritt bei der angestrebten Senkung der Kindersterblichkeitsrate gemacht.

90 Länder entwickelten sich positiv. Aber in 16 Staaten gab es deutliche Rückschritte, da die Kindersterblichkeit sogar noch anstieg.

Besonders drastisch ist die Lage in Afrika südlich der Sahara mit der weltweit höchsten Todesrate.

"Die bittere Wahrheit ist, dass eines von sechs Kindern, das südlich der Sahara geboren wurde, noch vor seinem 5. Geburtstag stirbt."

Armut, Unterentwicklung, Aids-Epidemie

In südafrikanischen Staaten wie Botswana, Simbabwe und Kenia wuchs die Sterblichkeit seit 1990. Als Ursachen wurden hier neben Armut und Unterentwicklung die Aids-Epidemie mit den weltweit höchsten HIV-Infektionsraten sowie bewaffnete Konflikte vor allem in Sierra Leone, Angola und Niger genannt.

Wachsende Sterblichkeitsraten beklagt der UNICEF-Zwischenbericht aber auch etwa im Irak, in Kambodscha, Kasachstan und Usbekistan.

Unter den 82 Ländern, in denen die Kindersterblichkeit stagnierte, waren laut New Yorker UN-Bericht Staaten des südlichen Afrika, aber auch Russland, Georgien oder Bulgarien.

Nach dem UN-Ziel soll die Sterblichkeit der unter Fünfjährigen zwischen 1990 und 2015 um jährlich mindestens 4,4 Prozent im Durchschnitt sinken. Insgesamt wird eine Verringerung um zwei Drittel angestrebt.

90 Länder der Erde - 53 davon sind Entwicklungsländer - sieht der Zwischenbericht auf dem richtigen Weg, das im Jahr 2000 ausgerufene Ziel zu erreichen. Dazu gehören auch viele Länder Lateinamerikas und der Karibik.

Außerdem werden das Ziel nach derzeitigem Stand die Industrieländer erreichen, etwa die skandinavischen Länder, Singapur, Deutschland, Griechenland, Japan, Korea, die Niederlande oder Tschechien.

In Industriestaaten erleben unter tausend Kindern im Durchschnitt "nur" sieben nicht ihren 5. Geburtstag. Im Durchschnitt sterben dagegen weltweit 82 von 1000 Kindern unter fünf Jahren - und in Afrika südlich der Sahara sogar 174 Kinder von 1000.

Eigentlich harmlose Erkrankungen führen zum Tode

Das UN-Kinderhilfswerk betonte zu den Ursachen, häufig führten einfache, bei medizinischer Behandlung eigentlich harmlose Erkrankungen zum Tode der Kleinkinder.

Jeden Tag sterben etwa 30.000 Kinder unter fünf Jahren an solchen vermeidbaren Krankheiten, ein Drittel unter ihnen etwa an Atemwegserkrankungen oder Durchfall.

Diese lassen sich bereits durch einfachste Mittel behandeln, erklärte UNICEF-Chefin Carol Bellamy. Zucker-Salz-Lösungen, Impfungen gegen Masern oder Tetanus und der Zugang zu sauberem Wasser seien lebensrettend.

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