Umweltskandal in China:Schmutzige Wäsche

Greenpeace beschuldigt zwei Textilfabriken, die Adidas und Nike beliefern, Gift in das Wasser chinesischer Flüsse geleitet zu haben. Die beiden Sportartikelhersteller weisen jede Mitverantwortung von sich - doch die Umweltschutzorganisation will das nicht gelten lassen.

Henrik Bork, Peking

Zwei Textilfabriken, die Adidas, Nike und andere bekannte Marken beliefern, vergiften einer Recherche von Greenpeace zufolge chinesische Flüsse. Ein Jahr lang haben die Umweltschützer Abwasserproben in der Nähe mehrerer Firmen gesammelt und sie anschließend in Labors in England und den Niederlanden untersuchen lassen. Dabei stellte sich heraus, dass die Abwässer der Youngor-Textilfabrik im ostchinesischen Ningbo unter anderem das giftige Nonylphenol enthalten. Das ist eine organische Chemikalie, die sich in der Nahrungskette anreichert und im Körper hormonelle Veränderungen auslöst.

"Topmarken sollten Champions im Umweltschutz sein"

Auch in der Nähe der "Well Dyeing"-Fabrik in Zhongshan, Provinz Guangdong, die ebenfalls für bekannte internationale Markenhersteller arbeitet, wurden Schwermetalle, perfluorierte Substanzen und andere Gifte in einem Fluss gefunden.

Während solche Stoffe in Europa verboten sind und die führenden Mode- und Sportartikelhersteller auch Wert darauf legten, dass sie in ihren Endprodukten nicht enthalten seien, seien die Umweltschutzbedingungen in China weniger streng, schreibt Greenpeace im jetzt veröffentlichten Bericht "Schmutzige Wäsche". "Die Topmarken für Sportmode sollten auch Champions im Umweltschutz sein", sagt Manfred Santen, Chemieexperte bei Greenpeace. "Verbraucher erwarten von diesen Marken Qualität. Doch Nike und Adidas lösen ihr Qualitätsversprechen bei der Produktion nicht ein - das Fitness- und Gesundheits-Image der Sportartikelhersteller bleibt hier auf der Strecke", sagt Santen.

Greenpeace pocht auf Macht der Markenartikler

Adidas sei den Behauptungen von Greenpeace bereits nachgegangen, widerspricht eine Firmensprecherin auf Nachfrage. Die Firma habe "Greenpeace versichert, dass sich unsere momentanen Geschäftsbeziehungen mit der Youngor Group ausschließlich auf das Zuschneiden und Nähen von Bekleidungsteilen beschränken", sagt Katja Schreiber von Adidas. "Die Adidas-Gruppe bezieht keine Textilien von der Youngor Group, bei deren Herstellung Farbstoffe, Chemikalien und die damit verbundenen Wasseraufbereitungsverfahren eingesetzt werden", erklärt Schreiber.

Nike hat in einem Schreiben an Greenpeace ähnlich argumentiert: Man arbeite lediglich mit Schneidereien und Nähereien in der Youngor Group zusammen, in denen die genannten Chemikalien nicht zum Einsatz kämen. Greenpeace besteht dennoch darauf, dass die "betroffenen Unternehmen, insbesondere die Sportmarken Nike, Adidas & Co., die Verantwortung für die Freisetzung dieser Giftstoffe übernehmen". Sie seien für die gesamte Herstellungskette ihrer Waren verantwortlich, schreiben die Umweltschützer. Nur eine "Null-Emission" solcher Stoffe sei akzeptabel. Bekannte Marken hätten genügend Macht, um das bei ihren Zulieferern durchzusetzen.

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