Umweltministerium:Streit um "neue Bauernregeln" des Umweltministeriums

  • Das Bundesumweltministerium hat elf "neue Bauernregeln" herausgegeben.
  • Es handelt sich dabei um politisch motivierte (Un-)Sinnsprüche, die etwa Überdüngung oder Massentierhaltung thematisieren.
  • Manche Bauernverbände fordern nun den Rücktritt von Umweltministerin Hendricks.

Es ist nicht so, als hätte sich noch nie jemand an einer Bauernregel vergriffen. Da ist zum Beispiel der Spruch über den Bauern, der denkt, dass es nieselt, weil sein Knecht auf dem Dach seine Blase erleichtert. Normalerweise sind für die humoristisch umstrittene Abwandlung von Bauernregeln Stammtische zuständig. Oder Großväter. Oder Radiomoderatoren.

Dass sich ein Ministerium der Sache annimmt, ist neu - und sorgt für Aufregung unter Fachleuten. Der Bauernverband spricht von einer "inhaltlichen Bankrotterklärung", eine Sprecherin von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) äußert sich "sehr verwundert" und die Vizepräsidentin des Landesbauernverbands Mecklenburg-Vorpommern hat gar einen offenen Brief geschrieben, in dem sie "Bauernbashing" anprangert und die Bloßstellung der modernen Landwirtschaft.

Hintergrund ist eine Kampagne aus dem Umweltministerium. Mitte der Woche hatte das Haus von Barbara Hendricks (SPD) elf "neue Bauernregeln" veröffentlicht, die im Netz einzusehen sind und die in naher Zukunft in 70 deutschen Städten plakatiert werden sollen. "Zu viel Dünger, das ist Fakt, ist fürs Grundwasser beknackt", wird unter anderem gereimt. Und: "Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein."

Was nach Satire klingt, wird von den Bauern durchaus übelgenommen. Der Generalsekretär des Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, bezeichnete es als "Tiefpunkt in der agrarpolitischen Diskussion, wenn ein Ministerium glaubt, mit Schüttelreimen Politik und öffentliche Debatten vorantreiben zu können". Mancher Landesverband fordert schon, Ministerin Hendricks möge "ihren Hut nehmen".

Das Bundesumweltministerium weist die Kritik zurück. "Uns geht es nicht darum, einen Berufsstand zu diffamieren", versicherte ein Sprecher. Man wolle lediglich im Rahmen einer gesellschaftlichen Debatte "auf spielerische und humorvolle Art" auf Fehlentwicklungen aufmerksam machen. Die Sache mit der Aufmerksamkeit ist gelungen. Was sich da fehlentwickelt hat, dürfte in den kommenden Tagen noch diskutiert werden.

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