Umweltkatastrophe im Schwarzen Meer:Drei Leichen an Land gespült

Nach einem Tankerunglück im Schwarzen Meer haben Bergungsmannschaften drei tote Seeleute geborgen. Wegen eines schweren Unwetters waren vor der Halbinsel Krim und in der Straße von Kertsch mehrere Schiffe gekentert, die Öl und Schwefel geladen hatten.

Nach mehreren Schiffsunglücken im Schwarzen Meer hat die russische Küstenwache am Montag drei an Land gespülte Leichen geborgen. Es könnten Seeleute des russischen Frachtschiffs Nachitschewan sein, das im Hafen von Kawkas gesunken sei, sagte ein Sprecher des russischen Katastrophenschutzministeriums nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax.

Ein Schiff wird vom Sturm gegen die Felsen gepeitscht, Straße von Kertsch, Russland, Schwarzes Meer, AP

Ein Schiff wird in der Straße von Kertsch vom Sturm gegen die Felsen gepeitscht

(Foto: Foto: AP)

Das Schiff hatte 3500 Tonnen Schwefel an Bord. Die Toten, die Rettungswesten trugen, seien in der Nähe der Insel Tusla gefunden worden. Russischen Nachrichtenagenturen zufolge wurde nach fünf weiteren Seeleuten noch gesucht.

Bei schwerem Seegang waren am Sonntag im Schwarzen Meer fünf Schiffe gesunken, darunter ein Öltanker und drei mit Schwefel beladene Frachter. Die Behörden befürchten eine massive Umweltkatastrophe. Die Bergungsarbeiten und die Sicherung des Öls wurden am Montag durch die ungünstigen Wetterbedingungen erschwert, wie das Katastrophenschutzministerium weiter mitteilte. Aus dem in zwei Teile gebrochenen Tanker Wolgoneft-139 waren 2000 Tonnen Öl ausgelaufen.

Die Besatzung aus 13 Seeleuten klammerte sich an das Wrack. Sie wurden von mehreren Schiffen an Bord genommen und am Abend in den nächsten Hafen gebracht, berichtete die Agentur Interfax. Ihr Leben war nach Angaben des örtlichen Katastrophenschutzes nicht in Gefahr, doch wegen der schlechten Wetterbedingungen gestaltete sich die Rettung schwierig.

Zwei russische und ein ukrainischer Schlepper kämpften am Sonntag darum, das abgebrochene Vorderteil der Wolgoneft 139 mit Seilen am Abdriften zu hindern. Das Schiff lag vor Anker, als der Sturm es um 02.45 Uhr entzweischlug. Laut Katastrophenschutzministerium gelang es den Matrosen am Heck, den Motor wieder in Gang zu bringen und das Abdriften des rückwärtigen Teils zu stoppen. Aus dem Vorderteil des Tankers lief weiter Heizöl aus.

Die meisten Unglücke ereigneten sich in der Nähe oder im Hafen von Kawkas, der am nordöstlichen Ufer der Meerenge von Kertsch liegt. Während des Sturms konnten 36 Seeleute von in Not geratenen Schiffen gerettet werden. 40 Schiffe im Hafen von Kawkas wurden evakuiert.

Schiffe nicht sturmsicher

Die russische Staatsanwaltschaft teilte mit, dass das für die Fahrt auf Flüssen und Meeren gebaute Tankschiff Wolganeft 139 nach ersten Erkenntnissen nicht sturmsicher war. Es hätte deshalb bei dem aufkommenden Sturm im Hafen bleiben müssen.

Der stellvertretende Chef der russischen Umweltschutzbehörde, Oleg Mitwol, sprach von "schweren Umweltunfällen". "Es besteht eine ernsthafte Gefahr, dass das Leck andauert", sagte Mitwol.

Russische Umweltschutzgruppen nannten die Havarien hingegen eine "Umweltkatastrophe". "Es wird lange dauern, die Verschmutzung zu beseitigen", sagte Wladimir Sliwijak von der Organisation "Ekosaschtschita" (Umweltschutz).

Im Vergleich zu anderen Ölkatastrophen nach Schiffsunglücken war die Menge des ausgelaufenen Öls im Schwarzen Meer gering. Beim Unglück des libanesischen Tankers Prestige vor fünf Jahren im Atlantik vor Frankreich, Spanien und Portugal waren 64.000 Tonnen Öl ins Meer gelaufen. Im eingeschlossenen Schwarzen Meer kann jedoch schon eine geringere Menge Öl katastrophale Folgen für die Umwelt haben.

Mehrere Schiffe gesunken

Die Straße von Kertsch verläuft zwischen der im Westen gelegenen Halbinsel Krim, die zur Ukraine gehört, und der russischen Halbinsel Taman. Sie verbindet das Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer. Das zur Mittagszeit aufziehende Unwetter ließ beinahe im Halbstundentakt die Frachtschiffe in der viel befahrenen Straße von Kertsch kentern.

Im Hafen von Kawkas sank das Frachschiff Wolnogorsk, das 2400 Tonnen Schwefel geladen hatte. Das ebenfalls mit Schwefel beladene Schiff Kowel, das mit der Wolnogorsk kollidiert war, sank wenig später ebenfalls. Im Asowschen Meer ging außerdem ein georgischer Frachter mit Alteisen an Bord unter.

Das Schicksal der 15 Besatzungsmitglieder der Hadsch Ismail blieb zunächst ungeklärt. Das russische Katastrophenschutzministerium gab nach Angaben der Nachrichtenagentur ITAR-TASS bekannt, die neun Matrosen der Wolnogorsk und die Besatzung der Kowel seien in Sicherheit gebracht worden.

Weniger glimpflich verlief offenbar die Havarie des Frachtschiffs Nachitschewan, das ebenfalls sank. Drei der elf Besatzungsmitglieder wurden von einem ukrainischen Schlepper gerettet, die acht weiteren wurden noch vermisst. Auch die Nachitschewan hatte Schwefel geladen.

Der Untergang der Frachtschiffe sei auch auf deren schlechten Zustand sowie Fehler der Besatzungen zurückzuführen, sagte der Leiter des russischen Seenotrettungsdienstes, Anatoli Jantschuk. Das berichtete der Radiosender Echo Moskwy am Montagmorgen. Zudem seien die Unwetterwarnungen in der Region generell zu ungenau.

Im Gewässer vor der Hafenstadt Sewastopol auf der Krim ertranken zwei russische Seeleute, als ihr mit Metallschrott beladenes Frachtschiff im Unwetter unterging. Der Sturm nahm zum Sonntagabend noch an Stärke zu.

Der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko wies die Regierung des Landes an, die durch das Heizöl entstandenen Umweltschäden in der Meerenge zwischen der Ukraine und Russland so schnell wie möglich zu beseitigen. Kiew stufte das Unglück nicht als Katastrophe ein.

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