Umstrittenes Abschussprogramm in Australien:172 Haie gefangen, Dutzende getötet

Lesezeit: 1 min

Fang eines Tigerhais vor Westaustralien. (Foto: AFP)

Ein Bericht gewährt erste Einblicke, in welchem Umfang Western Australia seit Januar gegen Haie vorgeht. Die Befürworter sehen sich durch die Zahlen bestätigt - die Gegner warnen davor, noch mehr Haie zu töten.

Badende und Surfer schützen - das ist die Begründung für ein umstrittenes Programm der australischen Regierung. Es geht um die gezielte Tötung von Haien. Im Januar wurden vor besonders beliebten Küstenabschnitten Hai-Abschusszonen eingerichtet. Einen Kilometer vor der Westküste des Landes wurden sogar Köder ausgeworfen, um die Tiere anzulocken.

Jetzt haben die lokalen Behörden eine erste Bilanz gezogen und Zahlen veröffentlicht. Dem Bericht zufolge gingen seit Ende Januar 172 Haie in die Falle. Die Mehrzahl der gefangenen Tiere wurde gekennzeichnet und wieder freigelassen. Tiere mit einer Mindestlänge von drei Metern, die als Bedrohung für Menschen angesehen werden - das betrifft konkret Weiße Haie, Tiger- und Bullenhaie - durften in einer Testphase vom 25. Januar bis 30. April abgeschossen werden. 50 Tigerhaie wurden dannn tatsächlich getötet. Der längste maß viereinhalb Meter und wurde vor dem bei Einheimischen und Touristen beliebten Floreat Beach bei Perth gefangen.

Die Tabelle der westaustralischen Regierung zeigt die Zahl der gefangenen und getöteten Haie in den beiden Fangregionen. (Foto: Government of Western Australia)

Weiße Haie fingen die Jäger nicht. Das liegt nach Angaben des westaustralischen Fischereiministers Ken Baston daran, dass sie erst später im Jahr in die Region kommen. Nach Informationen des australischen Nachrichtensenders ABC gingen stattdessen acht andere Meerestiere, darunter mehrere Stachelrochen, ins Netz.

Abschussprogramm soll jetzt drei Jahre laufen

Australien
:Tausende protestieren gegen Hai-Abschussgebiete

In den vergangenen Jahren ist es in Australien vermehrt zu Hai-Angriffen gekommen. Die Regierung hat zum Schutz von Badenden und Surfern daher Abschusszonen vor Stränden eingerichtet. Tierschützer sind empört.

Hintergrund der umstrittenen Abschusspraxis ist eine wachsende Zahl von Angriffen auf Menschen. In den vergangenen zwei Jahren haben Haie vor der westaustralischen Küste sechs Schwimmer und Wassersportler getötet. Die Tiere sind dort weit verbreitet.

Die Regierung des Bundesstaates Western Australia will das Abschussprogramm nach dreimonatigen Testphase drei Jahre lang fortführen. Laut Minister Baston hat das Programm das Vertrauen der Strandbesucher wiederhergestellt. "Ich denke, die Strategie ist gut aufgegangen", wird er von ABC zitiert. Im Vergleich zum Vorjahr mussten weniger Strände wegen Haialarm geschlossen werden.

Tierschützer verurteilen die neue Regelung: Die Abschuss-Politik verstoße gegen Australiens Verpflichtungen zum Schutz des Weißen Hais. Der Oppositionelle Dave Kelly kritisiert, der Testlauf sei ein Reinfall gewesen. Der Haifang sei in der Bevölkerung umstritten und keiner der angeblich gefährlichen Weißen Haie habe angebissen. Die Population von Tigerhaien zu reduzieren, sei nicht der geeignete Weg, um die Sicherheit von Badenden und Surfern zu gewährleisten.

© Süddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: