Umstrittene Giftinjektion in den USA:Georgia verschiebt Todesstrafe für geistig Behinderten

Weil eine Substanz des sonst üblichen Giftcocktails knapp geworden ist, sollte Warren Hill allein durch die Injektion des Betäubungsmittels Pentobarbital sterben. Doch in letzter Minute hat das Oberste Gericht des US-Bundesstaats Georgia die Hinrichtung aufgeschoben. Die Todesstrafe für den 52-Jährigen ist nicht allein wegen der Methode umstritten.

Erst in der vergangenen Woche starb in Texas ein 33-jähriger Todeskandidat an einer Überdosis Pentobarbital. Es war das erste Mal, dass dort bei einer Hinrichtung mit der Giftspritze nur ein Mittel statt eines Cocktails aus tödlichen Substanzen zum Einsatz kam. Ein anderer Bundesstaat hat sich nun gegen diese umstrittene Methode entschieden, zumindest vorerst: In Georgia wurde die für Montag (Ortszeit) geplante Todesstrafe für einen geistig behinderten Mann erneut verschoben.

Umstrittene Giftinjektion in den USA: Kritik an Todesstrafe für geistig Behinderten: Der wegen Mordes verurteilte Amerikaner Warren Hill hat mehreren Gutachten zufolge einen Intelligenzquotienten von lediglich knapp 70.

Kritik an Todesstrafe für geistig Behinderten: Der wegen Mordes verurteilte Amerikaner Warren Hill hat mehreren Gutachten zufolge einen Intelligenzquotienten von lediglich knapp 70.

(Foto: AFP)

Der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates stoppte die Exekution von Warren Hill zwei Stunden vor der Ausführung. Die Richter bezweifeln, dass die von einer unteren Instanz entschiedene Rechtmäßigkeit des Wechsels von der üblichen Mischung aus drei Substanzen auf nur eine durch das Gesetz Georgias gedeckt ist. Nun muss sich erneut die untere Instanz mit dem Fall befassen.

Mehrere Staaten greifen inzwischen allein auf Pentobarbital zurück, seit einer der Wirkstoffe in dem sonst üblichen Giftcocktail knapp geworden ist. Gegner der Todesstrafe prangern an, dass die Verurteilten mit der neuen Methode langsamer sterben würden.

Umstrittenes Todesurteil

Die Hinrichtung des 52-jährigen Hill war wegen der Änderung der Injektion bereits einmal um fünf Tage verschoben worden. Der Afroamerikaner sitzt seit 21 Jahren im Todestrakt. Er war 1991 wegen der Ermordung eines Mithäftlings zum Tode verurteilt worden. Im Gefängnis saß er, weil er seine damalige Freundin getötet hatte. Ein Gnadengesuch wurde bereits abgelehnt.

Der Oberste Gerichtshof der USA hatte 2002 entschieden, dass geistig Behinderte nicht zum Tode verurteilt werden dürfen. Allerdings überließ das Gericht die Definition von geistiger Behinderung den Bundesstaaten.

Die geplante Hinrichtung Hills stieß in den USA und international auf Kritik. Der verurteilte Mörder hat mehreren Gutachten zufolge einen Intelligenzquotienten von lediglich knapp 70. Er gilt daher nach verbreiteter Expertenauffassung als geistig behindert. Auch bei dem jüngst in Texas hingerichteten Afroamerikaner Yokamon Hearn gab es Hinweise auf eine geistige Behinderung.

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