Umstellung auf Sommerzeit:Aus zwei wird drei

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In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren um 2.00 Uhr morgens eine Stunde vorgestellt. (Foto: dpa)

Die Mehrheit der Deutschen ist dagegen, doch es nützt nichts: In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren um 2 Uhr morgens um eine Stunde auf 3 Uhr vorgestellt. Die Nacht ist eine Stunde kürzer.

Taktgeber für die Zeitumstellung ist in Deutschland die Atomuhr der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Über einen Sender werden die Signale übertragen, durch die sich die Funkuhren automatisch an die Zeitumstellung anpassen. Allein bei der Deutschen Bahn werden rund 120.000 Uhren in der Nacht zum Ostersonntag umspringen. Auch zahlreiche Ampelanlagen werden über Funkuhren synchronisiert, die TV- und Rundfunksender sind ebenso auf ein korrektes Zeitsignal angewiesen. Mechanische Uhren müssen allerdings per Hand umgestellt werden. Die Winterzeit beginnt dann am letzten Wochenende im Oktober.

Grundlage für die Zeitumstellung ist eine EU-weite Regelung. Danach beginnt die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) in allen Mitgliedstaaten jeweils am letzten Sonntag im März und endet am letzten Sonntag im Oktober. Dann werden die Uhren wieder um eine Stunde zurückgedreht.

Die Sommerzeit wurde 1980 in Deutschland eingeführt, um Energie zu sparen und das Tageslicht besser zu nutzen. Nach Ansicht von Kritikern sind allerdings dadurch entstehende Energiespareffekte kaum nachweisbar.

Frauen leiden stärker unter der Zeitumstellung

Die meisten Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge keine Lust auf die Zeitumstellung. 70 Prozent der Befragten sind für die Abschaffung der Sommerzeit, wie die DAK-Gesundheit in Hamburg mitteilte. Jeder Vierte kämpft demnach mit den Folgen der Uhrenumstellung, Frauen sind stärker betroffen als Männer. Die Krankenkasse hatte die repräsentative Forsa-Umfrage unter 1003 Menschen in Auftrag gegeben.

Fast jede dritte Frau (30 Prozent) klagt der Umfrage zufolge nach der Zeitumstellung über gesundheitliche Probleme - bei den Männern sind es 18 Prozent. "Die meisten der Betroffenen fühlen sich schlapp und müde, haben Einschlafprobleme oder Schlafstörungen", heißt es. Mehr als jeder dritte Betroffene habe nach der Zeitumstellung Konzentrationsprobleme (36 Prozent), jeder Zehnte sogar depressive Verstimmungen. "Die fehlende Stunde bringt den Hormonhaushalt durcheinander", erklärte die Ärztin Waltraud Pfarrer von der DAK-Gesundheit. "Morgens sind wir müde, aber am Abend kommen wir nicht ins Bett. Der Biorhythmus gewöhnt sich nur langsam an die Umstellung."

Um sich besser auf die Sommerzeit einzustellen, empfiehlt Pfarrer, bereits ein paar Tage vor der Uhrenumstellung immer etwas früher ins Bett zu gehen und auch die Mahlzeiten früher als sonst einzunehmen. Schließlich ändere der Körper seinen Rhythmus nicht von einem Tag auf den anderen. Wer abends nicht einschlafen kann, sollte Dragees oder Kräutertees mit Baldrian, Hopfen, Johanniskraut und Melisse oder auch autogenes Training ausprobieren. Wer tagsüber müde ist, sollte am besten eine kurze Pause einlegen. "Optimal: Ein kurzer Rundgang an der frischen Luft."

Autofahrer sollten verstärkt auf Rotwild und andere Tiere achten

Doch nicht nur der Mensch leidet unter der Zeitumstellung, auch die Tiere haben mit den Folgen zu kämpfen. "Der morgendliche Berufsverkehr fällt plötzlich wieder in die Dämmerung - die aktivste Phase der Wildtiere", warnte der Sprecher des Deutschen Jagdschutzverbands, Torsten Reinwald. Der Verband rechne im Frühjahr insgesamt mit deutlich mehr Wildunfällen. Neben der Zeitumstellung seien dafür auch der Hunger der Tiere nach frischem Grün sowie die Territorialkämpfe des Rehwilds verantwortlich. Nach dem rekordverdächtigen Winter hätten vor allem Pflanzenfresser wie Rehe und Hirsche Heißhunger. Bei Tauwetter gingen sie verstärkt auf Futtersuche, erklärte der Biologe. Zudem würden bei den im Frühjahr beginnenden Territorialkämpfen einjährige Böcke von Rivalen vertrieben und müssten sich ein eigenes Revier suchen. Dabei überquerten sie auch Straßen. Die meisten Wildunfälle gibt es laut Verband im April/Mai sowie im Oktober/November jeweils in den Morgen- und Abendstunden.

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