Umfrage:Ostdeutsche wissen mehr über Geschichte als Westdeutsche

Eine Umfrage stellt den Deutschen ein schwaches Zeugnis über ihre Geschichtskenntnisse aus. Besonders bei Westdeutschen und Frauen besteht offenbar Verbesserungsbedarf.

Trotz zahlreicher Berichte über die Schrecken der Nazi-Herrschaft zum 60. Jahrestag des Kriegsendes kennen viele junge Deutsche den Begriff Holocaust nicht. Nur jeder zweite Bundesbürger unter 24 Jahren bringt das Wort mit dem Massenmord an den Juden in Verbindung.

Umfrage: Mädchen in einer Hamburger Schule beim Geschichtsunterricht. Die Kenntnisse über die Vergangenheit sind laut einer Umfrage bei weiblichen Westdeutschen im Schnitt besonders schlecht.

Mädchen in einer Hamburger Schule beim Geschichtsunterricht. Die Kenntnisse über die Vergangenheit sind laut einer Umfrage bei weiblichen Westdeutschen im Schnitt besonders schlecht.

(Foto: Foto: dpa)

Das ergab eine repräsentative Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF und der Tageszeitung Die Welt. Dafür wurden im März 1087 Menschen befragt. Insgesamt kannten jedoch vier von fünf Befragten die Bedeutung von Holocaust.

Ostdeutsche wissen der Umfrage zufolge mehr über Geschichte als Westdeutsche - und Männer mehr als Frauen. Nur jeder Zweite konnte drei oder mehr der neun Bundespräsidenten namentlich nennen. Am bekanntesten war Amtsinhaber Horst Köhler, gefolgt von Richard von Weizsäcker und Johannes Rau.

Martin Luther weitgehend bekannt

Fast drei Viertel aller Bundesbürger wissen der Umfrage zufolge, dass die Reformation von Martin Luther ausging.

17 Fragen zum Geschichtswissen wurden bei der Umfrage gestellt. Die Ergebnisse präsentiert Guido Knopp in seiner Sendung History am Sonntagabend im ZDF. In der Montagsausgabe der Welt sind sie in einer achtseitigen Sonderbeilage zu lesen.

Darin kommentieren auch namhafte Historiker wie Johannes Fried (Frankfurt/Main), Wolfgang Benz (Berlin) und Hans-Peter Schwarz (Bonn) die einzelnen Ergebnisse.

Adrenalinstoß gefordert

Paul Nolte (Bremen) kommt in seiner Analyse zu dem Schluss, dass die Ergebnisse vor allem den deutschen Gymnasien ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Von der Umfrage müsse "geradezu ein Adrenalinstoß für die Historikerzunft" ausgehen.

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