Uganda:Zeitung stellt Homosexuelle an den Pranger

Kurz nachdem in Uganda die Verfolgung Homosexueller verschärft hat, veröffentlicht eine Zeitung die Liste der "Top 200 Homos" des Landes. Es ist ein Aufruf zur Hexenjagd.

Die Hetzjagd ist eröffnet: Kurz nachdem in Uganda ein Gesetz in Kraft getreten ist, das die scharfe Verfolgung Homosexueller erlaubt, titelt ein Boulevardblatt mit der homophoben Zeile "Bloßgestellt! Ugandas Top 200 Homos benannt".

Am Montag hatte Ugandas Präsident Yoweri Museveni das umstrittene Gesetz unterzeichnet und damit in Kraft gesetzt. Es war im Dezember vom Parlament verabschiedet worden und sieht lange Haftstrafen für Schwule und Lesben vor.

Mit der "Enthüllung" der Zeitung Red Pepper wächst die Sorge, in dem afrikanischen Land könnte eine Hexenjagd auf Homosexuelle entfesselt werden. Auf der Liste finden sich einem Bericht der Nachrichtenagentur AP zufolge Namen prominenter Schwulenrechtsaktivisten wie Pepe Julian Onziema ebenso wie die von Menschen, die sich noch nie öffentlich zu ihrer Sexualität geäußert haben. Dem Bericht zufolge werden unter anderem ein beliebter ugandischer Hiphop-Musiker und ein katholischer Priester genannt.

Ähnlicher Vorfall 2010

Die Veröffentlichung weckt Erinnerungen an einen ähnlichen Fall 2010. Damals veröffentlichte die inzwischen eingestellte Tageszeitung Rolling Stone (die nichts mit dem gleichnamigen Magazin zu tun hat) eine Liste der "Top 100 Homos" - verbunden mit einem unverhohlenen Aufruf zur Gewalt: "Hängt sie". 2011 wurde der LGTQ-Aktivist David Kato getötet - Menschenrechtsgruppen gehen von einem homophoben Hintergrund der Tat aus. Sein Name stand auf der Pranger-Liste des Rolling Stone. Homophobie und die Diskriminierung sexueller Minderheiten sind in Uganda weit verbreitet.

Das neue Gesetz sieht lebenslange Haft für "Wiederholungstäter", bei gleichgeschlechtlichem Sex mit Minderjährigen oder einem HIV-positiven Menschen vor und kriminalisiert die "Förderung von Homosexualität" in der Öffentlichkeit. So riskiert ein Gerichtsverfahren, wer Homosexuelle unterstützt oder homosexuelles Verhalten von Freunden und Bekannten nicht anzeigt.

US-Präsident Barack Obama krisierte Präsident Museveni wegen des neuen Gesetzes scharf. Statt sich für Freiheit und Gleichberechtigung einzusetzen, habe Yoweri Museveni sein Land zurückgeworfen, erklärte Obamas Sprecher.

Homosexualität ist in den meisten afrikanischen Ländern gesetzlich verboten. In Uganda ist gleichgeschlechtlicher Sex schon seit der Kolonialzeit illegal. Museveni, ein strenggläubiger evangelikaler Christ, hatte diesen Monat bereits ein Antipornografie-Gesetz und ein Gesetz gegen "provozierende" Kleidung unterzeichnet.

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