Überflutung:Erste Evakuierungen an der Elbe

Das Hochwasser in Sachsen und Sachsen-Anhalt steigt weiter - jedoch langsamer als erwartet. In Dresden können die Bewohner ufernaher Stadtteile noch in ihren Häusern bleiben. Anders im Landkreis Sächsische Schweiz.

Das Hochwasser der Elbe in Sachsen und Sachsen-Anhalt steigt zwar weiter, jedoch langsamer als erwartet. Während in Dresden die Bewohner ufernaher Gebiete noch in den betroffenen Stadtteilen bleiben konnten, mussten 1000 Menschen im Landkreis Sächsische Schweiz Wohnungen und Häuser verlassen.

In Dresden war um 11 Uhr die 7-Meter-Marke erreicht worden. Bei der Flutkatastrophe von 2002 stand die Elbe in Dresden 9,40 Meter hoch. Normal führt die Elbe in Sachsen zwei Meter Wasser.

Wegen Straßensperrungen gab es im Berufsverkehr Einschränkungen, sagte ein Sprecher des Verkehrswarndienstes. Von den Sperrungen waren Bundesstraßen und ein Autobahntunnel der A 17 bei Dresden betroffen.

Auch in Sachsen-Anhalt stiegen die Hochwasserpegelstände der Elbe. In Dessau betrug der Wasserstand am Morgen 5,67 Meter - elf Zentimeter mehr als um Mitternacht.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) warnte angesichts des Hochwassers vor einem zu starken Ausbau der Flussläufe. Flüsse dürften nicht ständig ausgebaggert und die Rückzugsflächen beseitigt werden, sagte Gabriel im ZDF.

Todesopfer in Tschechien

Die Überschwemmungen in Tschechien haben nach Behördenangaben vier Menschen das Leben gekostet. In Terezin (Theresienstadt) ertranken zwei Autofahrer, nachdem ihr Wagen in einen Fluss gestürzt war, teilte die Polizei am Freitag mit.

In Südböhmen starb ein Mann während der Evakuierung seiner Wohnung an einem Herzinfarkt. Zuvor war in Mähren ein sechsjähriger Junge ertrunken. In Prag müssen nach den Worten von Oberbürgermeister Pavel Bem U-Bahnhöfe geschlossen werden, falls am Samstag die höchste Stufe der Hochwasserwarnung ausgerufen werde.

Kritik von Umweltschützern

Angesichts des Hochwassers hat der Umweltschutzverband WWF die anliegenden Bundesländer aufgefordert, die vorliegenden Konzepte für Deichrückverlegungen konsequent umzusetzen und mit dem nötigen Budget auszustatten.

Der WWF kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die Länder beim Hochwasserschutz noch immer zu stark auf klassische Instrumente wie Polder und Rückhaltebecken setzten, statt die Deiche weiter ins Land hinein zu verlegen. Den Beweis dafür liefere das aktuelle Elbe-Hochwasser, das von der großflächigen Schneeschmelze verursacht wird.

Der Hochwasserexperte des WWF, Georg Rast, sagte: "Wir müssen den Flüssen schlicht und ergreifend mehr Raum geben, wenn wir große Wassermengen ableiten wollen, ohne das Risiko gravierender Schäden einzugehen."

Die Planungen zum Hochwasserschutz in Sachsen und Sachsen-Anhalt gehen seiner Meinung nach zwar in die richtige Richtung. Leider werde die Umsetzung jedoch von den Kommunen zum Teil erheblich verzögert, in Einzelfällen sogar gezielt durch gegensätzliche Planungen verhindert.

Rast: "Immer wieder versickern die Finanzmittel, die nach einer Flut bereitgestellt werden, so schnell, wie das Hochwasser sich aus den Wohnzimmern zurückzieht."

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