U-Bahn-Pfusch:Fluten für die Sicherheit

Mit dem Rhein-Pegel steigt die Unsicherheit: Die Baugrube am Kölner Heumarkt wird unter Wasser gesetzt, weil stabilsierende Eisenteile verramscht wurden.

Dirk Graalmann, Köln

Die ganze Absurdität der Situation rund um den Kölner U-Bahn-Bau fasste der Stadtdirektor ungewollt witzig zusammen: "Fluten bedeutet Sicherheit", sagte Guido Kahlen bei einer Bürgerveranstaltung am Mittwochabend. Die Reaktion war höhnisches Gelächter.

Am Wochenende ist Schluss mit lustig. Dann wird die Baugrube am Kölner Heumarkt am Rande der Altstadt geflutet, um den Druck auszugleichen, der vom steigenden Grundwasser auf die Wände der Baugrube drückt. Denn die exakte Beschaffenheit jener Schlitzwände ist unklar, seit bekannt ist, dass Messprotokolle gefälscht und zudem beim Einbau die stabilisierenden Eisenteile zu großen Teilen nicht verbaut, sondern offenbar an einem Schrotthändler verramscht wurden. Seither herrscht in Köln, ein Jahr nach dem Einsturz des Stadtarchivs am 3.März 2009, größere Verunsicherung.

Verstärkt wird die Sorge vom ansteigenden Rhein-Pegel. Laut Kölner Hochwasserschutzzentrale steigt der Pegel derzeit stündlich um vier bis sechs Zentimeter. Für das Wochenende "erwarten wir einen Stand von 6,50 Metern", sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Das ist die kritische Marke, denn mit dem Rhein-Pegel steigt zugleich - in anderem Umfang und mit anderer Geschwindigkeit - das Grundwasser an. Aktuell liege dessen Stand bei 37,90 Metern, so Stadtsprecher Gregor Timmer. "Bei 39,5 Metern wollen wir fluten." Derzeit kommen stündlich zwei Zentimeter hinzu, diese Menge kann sich aber ändern.

Sowohl die Stadt als auch die Kölner Verkehrs-Betriebe als Bauherr betonten, dass "die Standsicherheit des Bauwerks auch ohne Flutung gegeben" sei und es sich um "eine zusätzliche Schutzmaßnahme" handele. Prinzipiell beruhigen wird das niemanden. Derzeit ist ja nicht einmal klar, wann die 32.000 Kubikmeter Wasser wieder aus der Grube gepumpt werden können.

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