Trump:Jenseits von Afrika

Donald Trump erfindet bei einem UN-Mittagessen das afrikanische Land Nambia. Das Gesundheitssystem des Staates trage sich von selbst, sagte der er. Peinlich? Mit seinem Erfindungsreichtum ist der US-Präsident nicht allein.

Von Martin Wittmann

Die gute Nachricht: Nambia macht Fortschritte. Das Lob kommt von allerhöchster Stelle, Donald Trump sprach es dem Land am Mittwoch am Rande der UN-Generalversammlung in New York aus. Das Gesundheitssystem des Staates trage sich zunehmend von selbst, sagte der US-Präsident bei einem Mittagessen mit Staatsmännern aus Afrika. Er fühle sich geehrt, mit Vertretern etwa "der Elfenbeinküste, Äthiopiens, Ghanas, Nambias" am Tisch zu sitzen. Man kann sich gut vorstellen, wie dem Protokollchef da kurz die Kräfte schwanden. War doch gar nicht gedeckt gewesen für den Nambianer.

Die Wahrheit ist: Nambia gibt es nicht. Geschweige denn ein sich selbst tragendes oder von Finanzspritzen aus dem Ausland (Narnia?) abhängiges Gesundheitssystem. Trump hat sich vertan, ein Fehler, der besser als bei einem UN-Lunch wohl beim Kreuzworträtseln aufgehoben wäre. Afrikanisches Land, sechs Buchstaben - auch die Zuhörer im Saal rätselten mit. Meinte der Präsident vielleicht Gambia? Sambia? Alles falsch, verriet später die Transkription der Rede: Namibia wäre die richtige Lösung gewesen. In dem Wirrwarr beinahe untergegangen ist, dass Trump tatsächlich sagte, er erkenne in Afrika großes Potenzial für Investitionen. Er wisse das, weil er so viele Freunde habe, "die in Ihre Länder gehen und versuchen, reich zu werden".

Nambia, und das ist schon die zweite gute Nachricht zu diesem Land, ist nicht allein. Die Filmindustrie hat diverse afrikanische Staaten erfunden, um Geschichten zwar auf dem Kontinent spielen zu lassen, aber ohne sich dabei auf ein echtes Land festzulegen - und folglich mit ihm anzulegen. Schließlich leben solche Drehbücher oft genug von Krieg, Korruption, Katastrophen und anderen Klischees. Dafür will kein Land der Welt herhalten müssen.

Eine Auswahl: In "Die Wildgänse kommen" (1978) sollen britische Söldner den gefangen genommenen Regierungschef Zembalas befreien. In "Die Hundes des Krieges" (1981) legt sich wiederum ein US-Söldner mit dem Diktator von Zangaro an. Auch Jean-Paul Belmondos "Der Profi" (1981) wird auf einen Despoten gehetzt, und zwar in Malagawi. Dazu der heitere, aber eben auch klischeelastige "Prinz aus Zamunda" (1988). "24: Redemption" (2008) handelt von einem Putschversuch in Sangala. In "Corruption.gov" (2010) macht ein US-Politiker krumme Geschäfte in Mombaire. In "L'Orage Africain - Der afrikanische Sturm" (2017) schlittert Tangara ins Chaos. Und im kommenden Superhelden-Film "Black Panther" wird dessen Heimat Wakanda bedroht. So viele Schusswunden könnte selbst das beste Gesundheitssystem der Welt nicht versorgen.

Vielleicht wäre Trumps Auftritt auf internationaler Bühne halb so peinlich verlaufen, hätte ihn sofort einer der vielen Mithörer auf seinen Fehler hingewiesen. Eine patente UN-Übersetzerin zum Beispiel, so eine, wie sie Nicole Kidman 2005 in "Die Dolmetscherin" spielte. Silvia Broome hieß ihre Figur. Aber die darf ja leider nicht mehr für die UN arbeiten. Seit sie sich allzu forsch eingemischt hat in die Staatsaffäre, damals, in Matobo.

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