Trophäenjagd in Namibia:Von wegen böse

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"Es geht doch nicht darum, in den Busch zu fahren und sinnlos alles niederzuschießen": Matthias Herrmann (links im Bild; Name geändert) mit seiner Oryxantilope. Der gebürtige Brandenburger ist zum zweiten Mal zur Großwildjagd in Namibia. (Foto: Tobias Zick)
  • Seit dem Tod des Löwen Cecil in diesem Sommer steht die Großwildjagd so sehr im Verruf wie lange nicht.
  • Wer zur Jagd nach Afrika reist, hält sich öffentlich bedeckt. Zu groß ist die Angst vor militanten Tierschützern.
  • Dabei sind viele Länder auf das Geld der Trophäensammler angewiesen. Das sagt sogar die Weltnaturschutzunion.

Von Tobias Zick

Trophäenjagd als Säule des Artenschutzes in Afrika - kann das wirklich wahr sein? Um der Frage nachzugehen, ist die SZ nach Namibia gereist, auf die Otjiruze-Farm, wo schon Franz Josef Strauß 1966 ein Warzenschwein erlegte. Korrespondent Tobias Zick hat ein brandenburgisches Vater-Tochter-Gespann bei der Jagd begleitet. Am Ende der Reise stand die Erkenntnis, dass es sich viele Kritiker der Großwildjagd tatsächlich zu leicht machen. Ohne das Geld der Jäger aus dem Ausland wäre der Naturschutz vielerorts unmöglich.

Erst im Juli gab es weltweit Lynchaufrufe

Wie schnell die Emotionen bei dem Thema hochkochen, konnte man in diesem Sommer weltweit beobachten. Anfang Juli erlegte ein Zahnarzt aus Minnesota in Simbabwe einen landesweit bekannten Löwen namens Cecil. Die genauen Umstände sind bis heute nicht geklärt, aber sicher ist, dass Cecil ein Halsband mit Peilsender trug und unter Beobachtung von Forschern der Universität Oxford stand. Er galt als Liebling der Touristen des Hwange-Nationalparks, in dem er lebte. Bis ihn offenbar lokale Helfer des Zahnarztes mit einer Blutspur aus dem Schutzgebiet lockten.

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Der Amerikaner schoss in der Dunkelheit mit einer Armbrust auf den Löwen, der Pfeil verletzte ihn nur. Erst nach Stunden fanden die Jäger das verwundete Tier und erschossen es mit einem Gewehr. Der Fall lieferte reichlich frische Argumente für Tierrechtler wie Peta-Chefin Ingrid Newkirk, die die Trophäenjagd umgehend als "abscheulichen Zeitvertreib reicher, abgestumpfer Leute auf der Suche nach Nervenkitzel" geißelte. In den sozialen Netzwerken forderten zahllose aufgebrachte Tierfreunde, den Schützen zu bestrafen. Einige hätten ihn am liebsten gelyncht.

Mehrere US-Fluggesellschaften zogen die naheliegendste aller Konsequenzen: Sie erklärten, künftig keine Trophäen von Löwen und anderem Großwild mehr zu transportieren. Dass Jagdverbände gegen die Entscheidung protestierten, kam wenig überraschend - doch dann mischten sich in den Protest auch andere Stimmen, aus eher unerwarteten Richtungen.

Löwen und Elefanten galten früher als Schädlinge

Der namibische Naturschutz-Minister Pohamba Shifeta etwa warnte, ein Ende des Jagdtourismus würde "ein Ende des Naturschutzes" in seinem Land bedeuten. Die vielen Dollars, die ausländische Jäger für ihre Safaris zahlen, böten Dorfgemeinschaften erst einen Anreiz, Tiere vor Wilderern zu schützen - und zu erdulden, dass Elefanten Felder zertrampeln und dass Löwen Schafe reißen.

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Früher galten wilde Tiere in Namibia vor allem als Schädlinge, durch die Jagd aber haben sie einen wirtschaftlichen Wert bekommen, der sie als Art schützenswert macht. Dieses zunächst makaber anmutende Prinzip erkennt heute sogar die Weltnaturschutzunion (IUCN) an, und auch manche Tierschützer betrachten die Jagd als "notwendiges Übel". Andrew Loveridge etwa , der Löwenforscher aus Oxford, der Cecil das Halsband angelegt hatte, sagt: "Jagd, so sehr die Leute sie auch verabscheuen mögen, hat ihren Platz im Naturschutz."

Die Regierung von Sambia hat kürzlich die Löwenjagd - innerhalb strenger Quoten - wieder erlaubt, nachdem sie zwei Jahre lang verboten gewesen war: Es habe während der Zeit immer mehr "Beschwerden von Dorfgemeinschaften gebeben", erklärte die sambische Tourismus-Ministerin Jean Kapata.

Und das brandenburgische Vater-Tochter-Gespann? Die Beiden erlegten bei der Jagd in Namibia mehr als ein Tier. Allerdings ist das Land ein Musterfall. Es ist deutlich weniger von Korruption geplagt als viele andere afrikanische Staaten, und die Jagd ist dort streng reglementiert. Es gibt auch kein "canned hunting"; dabei werden Löwen extra gezüchtet, nur um sie dann von Touristen schießen zu lassen. Eine weitere Erkenntnis der Reportage: Einen Leoparden zu erlegen, kann auch eingefleischte Jäger in Gewissensnöte bringen.

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