Tribunal für Missbrauchsvorwürfe:Das jüngste Gericht im Vatikan

Bischöfe, die die Missbrauchsfälle vertuschen oder nicht konsequent genug verfolgen, werden jetzt belangt. Papst Franziskus richtet im Vatikan eine neue Justiozbehörde ein - ein wichtiges Signal, dass er sich die Kritik der Opfer an der Kirche zu Herzen nimmt.

Von Stefan Ulrich

Die Warnung erfolgte im Februar: Da forderte Papst Franziskus die katholischen Bischöfe in aller Welt auf, alles Menschenmögliche zu tun, um das Verbrechen des Kindesmissbrauchs in der Kirche künftig zu verhindern. Nun stellt Franziskus sicher, dass dies nicht nur ein frommer Wunsch bleibt. Er lässt eine Justizbehörde aufbauen, die über Bischöfe richten wird, die Missbrauchsfälle in ihren Diözesen vertuschen oder nicht konsequent genug verfolgen. So zeigt er, dass er sich die Kritik der Opfer am Umgang der Kirche mit Kindesmissbrauch zu Herzen nimmt.

Katholische Kirche
:Vatikan gründet Tribunal für Missbrauchsvorwürfe

Papst Franziskus will eine neue Gerichtssektion im Vatikan einrichten. Damit soll es künftig leichter werden, Bischöfe für die Vertuschung von Missbrauchsfällen zur Verantwortung zu ziehen.

Das jüngste Gericht des Vatikans ist ein großes Signal. Es unterwirft die Bischöfe, über die bisher nur der Papst richten durfte, einem geordneten Verfahren. Dieses Novum demonstriert den Willen des Papstes, die Kirche, wo er es für nötig hält, radikal zu reformieren. Immerhin sind die Bischöfe das Rückgrat der katholischen Kirche. Sie haben die höchste Weihestufe erreicht und gelten nach katholischer Lehre als Nachfolger der Apostel, die von Jesus beauftragt wurden. Dennoch müssen sie sich nun einem irdischen Gericht im Vatikan stellen, wenn sie im Kampf gegen Missbrauch versagen.

Franziskus ist kein Zauderer. Er setzt sich über Widerstand in den eigenen Reihen hinweg. Das ist ein Segen für die Kirche, deren furchtbares Versagen beim Schutz der Kinder in der Vergangenheit dennoch unvergessen bleibt.

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