Trauerfeier für Nelson Mandela:Gebärdensprachen-Dolmetscher war offenbar wegen Mordes angeklagt

Former South African President Nelson Mandela luying in state

Gebärdensprach-Dolmetscher Thamsanqa Jantjie wurde offenbar mehrmals wegen schwerer Vergehen angeklagt. Unter anderem wird ihm Mord vorgeworfen.

(Foto: dpa)

Schwere Vorwürfe gegen Thamsanqa Jantjie. Der südafrikanische Dolmetscher für Gebärdensprache war offenbar mehrmals angeklagt - unter anderem wegen Vergewaltigung, Einbruchs und Mordes. Er hatte bei der Trauerfeier für Nelson Mandela nur Zentimeter von US-Präsident Barack Obama entfernt gestanden.

Als Barack Obama im Juni 2013 nach Berlin reiste, herrschte Sicherheitsstufe 1+. Mehr als 8000 Polizisten waren im Einsatz, Hunderte Mitarbeiter des Secret Service Wochen zuvor angereist, um eins zu gewährleisten: die Sicherheit des wichtigsten Mannes Amerikas. Obama selbst fuhr in einer sieben Meter langen gepanzerten Limousine mit eigener Sauerstoffversorgung und Blutkonserven durch Berlin, begleitet von einem speziell trainierten "Counter-Assault-Team", das bei einem Angriff von Terroristen blitzschnell reagieren könnte. Standard beim Besuch des US-Präsidenten.

Bei der Trauerfeier für Nelson Mandela in Johannesburg, bei der Barack Obama eine berührende Rede gehalten hat, scheint jedoch etwas schief gegangen zu sein. Neben ihm stand Thamsanqa Jantjie. Der Gebärdensprach-Dolmetscher, der für Aufsehen sorgte, weil er anstatt zu dolmetschen, wild mit den Armen fuchtelte, wird auf der ganzen Welt als Hochstapler bezeichnet. Jetzt stellt sich außerdem heraus: Der 34-Jährige war zwischen 1993 und 2004 offenbar mehrfach angeklagt - unter anderem wegen Vergewaltigung, Kidnapping, Einbruchs und Mordes.

Verurteilt wurde Jantjie jedoch nicht, weil er laut dem südafrikanischem Nachrichtensender eNCA wegen seiner Schizophrenie-Erkrankung "nicht verhandlungsfähig" gewesen sei.

Ein gewalttätiger, in seiner Vergangenheit wegen diverser Verbrechen angeklagter Mann, nur wenige Zentimeter neben dem US-Präsidenten? Der Sprecher des Secret Service, Ed Donovan, wiegelte ab. Er sagte, dass "die Vereinbarungen, die zwischen Secret Service und dem südafrikanischen Sicherheitsministerium bestanden", eingehalten worden seien.

Former South African President Nelson Mandela luying in state

So nah standen US-Präsident Barack Obama und Thamsanqa Jantjie sich während der Trauerfeier für Nelson Mandela.

(Foto: dpa)

NBC zitiert Mitarbeiter einer Nachrichtenagentur, die Jantjie gefragt hatten, wie häufig er in der Vergangenheit "gewalttätig" geworden sei. Seine Antwort: "Sehr häufig". Der Südafrikaner hatte sich vor einigen Tagen zu Wort gemeldet und seinen Auftritt bei Mandelas Trauerfeier mit einer Schizophrenie-Attacke erklärt.

Der amerikanische Sicherheitsexperte James Cavanaugh sagte NBC, er sei fassungslos, dass Jantjie so nah bei Obama habe stehen dürfen: "Es sollte keine Person, deren Vergangenheit nicht komplett durchleuchtet wurde, neben dem Präsidenten einer Weltmacht stehen. Sie wussten ja nicht mal, wer er war."

Der Sprecher des Weißen Hauses spielte den Vorfall indes herunter: "Es ist eine Schande, dass ein Event, das dem Leben und der Legende eines der größten Personen des 20. Jahrhunderts gewidmet war, durch dieses und andere Angelegenheiten, die weit weniger wichtig als das Vermächtnis von Nelson Mandela sind, überschattet wurde."

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