Tragödie auf A 4:Elf Tote nach schwerem Busunglück bei Dresden

Busunglück in Dresden.

Der verunglückte Reisebus liegt seitlich an der A4 bei Dresden-Neustadt. Erst nach stundenlangen Bemühungen gelang Polizei- und Feuerwehrkräften die Bergung des Fahrzeugs.

(Foto: dpa)

Er war schwerverletzt aus einem Kleinbus befreit worden - doch zwei Tage nach dem schweren Busunglück auf der A4 bei Dresden ist der Mann im Krankenhaus verstorben. Noch immer schweben acht Unfallopfer in Lebensgefahr.

  • Gegen den Fahrer des Reisebusses, der eines der schwersten Busunglücke seit Jahren verursacht hat, ist von der Staatsanwaltschaft Haftbefehl beantragt worden.
  • Doch das Gericht lehnte den Antrag ab. Es bestehe keine Fluchtgefahr, lautete die Begründung.
  • Bei dem Busunglück in Sachsen wurden in der Nacht auf Samstag elf Menschen getötet, 68 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt, 38 davon schwer.

Kein Haftbefehl gegen Fahrer des polnischen Reisebusses

Nach einem der schwersten Busunglücke in Deutschland seit Jahren mit elf Toten hatte die Staatsanwaltschaft Dresden Haftbefehl gegen den Fahrer des Reisebusses beantragt. Der 44-jährige Pole werde der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung verdächtigt, sagte ein Polizeisprecher. "Wir gehen davon aus, dass er zum Unfallzeitpunkt nicht in der Lage war, das Fahrzeug zu führen - wegen Übermüdung." Zuvor war der Fahrer erstmals vernommen worden. Nach Angaben der Polizei verweigerte er bislang eine Aussage. Der verletzte Busfahrer liege "unter Bewachung" in einem Krankenhaus. Das Gericht lehnte den Haftbefehl gegen den Mann jedoch ab. Gegen ihn werde aber weiter ermittelt. Sollte Anklage erhoben werden, werde ihm diese in Polen zugestellt, hieß es von der Staatsanwaltschaft.

Elf Tote, 69 Verletzte

Bei dem schweren Busunfall auf der Autobahn 4 bei Dresden hatte es in der Nacht zum Samstag elf Tote gegeben. 68 Menschen wurden verletzt, 38 davon schwer, acht Opfer schweben noch in Lebensgefahr.

Das Unglück ereignete sich Samstagfrüh gegen zwei Uhr nahe der Anschlussstelle Dresden-Neustadt. Der polnische Doppeldecker-Bus war Richtung Erfurt unterwegs, als er aus bislang ungeklärten Gründen auf einen ukrainischen Reisebus auffuhr. Daraufhin kam der polnische Bus ins Schleudern, durchbrach die Mittelleitplanke und geriet auf die Gegenfahrbahn, wo er frontal mit einem Kleinbus kollidierte. Anschließend stürzte der polnische Reisebus eine rund zehn Meter hohe Böschung hinab, wobei er sich überschlug.

Acht Insassen des ebenfalls aus Polen stammenden Kleinbusses starben noch an ihren schweren Verletzungen. Ein weiterer Insasse verstarb heute, sagte ein Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft. Acht der Todesopfer - drei Frauen und fünf Männer zwischen 32 und 75 Jahren - sind polnische Staatsbürger, die drei anderen noch nicht identifiziert. Laut Polizei handelte es sich um Arbeitskräfte, die auf dem Weg nach Hause waren. Bis Sonntag mittag waren sechs der Todesopfer des Unglücks identifiziert, davon saßen fünf in dem Kleinbus. Bei den Toten handelte es sich um vier Männer und zwei Frauen, allesamt aus Polen, wie der Polizeisprecher sagte.

Bergungsarbeiten erfordern Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr

Die Verletzten wurden in drei Dresdner Krankenhäuser sowie nach Meißen und Pirna gebracht, teilte ein Sprecher der Stadt mit. "Meine Gedanken sind jetzt bei den Angehörigen der Opfer und bei den Schwerverletzten", sagte Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU). Sie hoffe, dass die Betroffenen möglichst schnell wieder genesen und ihre Angehörigen in der Heimat umfassend über das Unglück informiert würden.

Die Autobahn A4 wurde um die Unfallstelle zeitweise in beide Richtungen voll gesperrt. Einsatzkräften von Feuerwehr und Polizei gelang es erst nach Stunden, den verunglückten Bus aus der Böschung zu heben. Allein die Polizei war mit rund 100 Beamten vor Ort. Die A4 führt von Eisenach in Thüringen bis nach Görlitz an der deutsch-polnischen Grenze. Vor allem am Wochenende wurde mit dichtem Verkehr gerechnet, weil in Sachsen die Ferien begonnen haben.

Hotlines für Angehörige

Das polnische Reiseunternehmen Sindbad hat am Samstagvormittag eine Informations-Hotline für Angehörige eingerichtet. Auch das DRK Dresden schaltete eine Hotline frei. Laut der Passagierliste waren an Bord des polnischen Busses 65 Reisende, darunter die beiden Fahrer. Die Polizei beziffert die Zahl der Insassen auf 66. Laut Unternehmens-Webseite handelt es sich bei dem verunglückten Fahrzeug um einen Bus des Typs Setra 431D, der erst am 8. Juli technisch überprüft wurde. Der Bus befand sich den Angaben zufolge auf der Reise von Kattowitz nach Aachen.

Die 48 und 38 Jahre alten Busfahrer seien erfahrene Mitarbeiter, hieß es. Der Bus sei regelmäßig im Linienverkehr zwischen Polen und Deutschland unterwegs. Wie das Unternehmen mitteilte, wurden noch in der Nacht zwei Ersatzbusse zum Unfallort geschickt. Die unverletzten Reisenden könnten dann entscheiden, ob sie die Fahrt wie geplant fortsetzen oder nach Polen zurückkehren wollten. Die Insassen des ukrainischen Busses, von denen vier leicht verletzt wurden, konnten ihre Reise nach Nürnberg am Samstagnachmittag mit einem Ersatzbus fortsetzen.

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