Tourismus:Reiseveranstalter als Krisenmanager

Nach dem Seebeben in Südostasien ist von deutschen Reiseunternehmen Krisenmanagement gefordert. Ob und wenn ja, wie viele deutsche Urlauber bei der Katastrophe ums Leben gekommen sind, war am Montag noch unklar.

Von Eva-Elisabeth Fischer und Hilmar Klute

Nicht alle Touristen in der Region hatten bei den großen Veranstaltern gebucht. Während ein Minister auf Sri Lanka von vier deutschen Toten sprach, gab die TUI am Nachmittag bekannt, dass entgegen früheren Meldungen keiner ihrer deutschen Gäste auf Sri Lanka vermisst werde. Rewe Pauschaltouristik hatte keine Vermissten unter den 1600 Gästen in der Krisenregion. Thomas Cook konnte noch keine Angaben machen.

Thomas Cook hatte bereits am Sonntag damit begonnen, seine Urlaubsgäste aus den betroffenen Gebieten zurück nach Deutschland zu fliegen. Drei Flugzeuge ohne Passagiere gingen mit Hilfsgütern nach Phuket und in die Hauptstädte von Sri Lanka und den Malediven, Colombo und Male.

Sie brachten bereits einen Teil der Gäste nach Frankfurt zurück. Am Montag startete von Frankfurt aus ein weiterer Flug nach Sri Lanka, und auch am heutigen Dienstag wird eine Maschine weitere Urlauber abholen. Auch Rewe hat bereits einen Großteil der Gäste aus Phuket, Sri Lanka und den Malediven zurückgeholt. Bis zum heutigen Dienstag sollen sämtliche Urlauber mit Sondermaschinen nach Hause fliegen.

Am Montag hielten sich etwa 800deutsche TUI-Gäste in den Krisengebieten auf. Etwa 900 der insgesamt 4000 Thomas-Cook-Gäste befanden sich auf den Malediven, 1600 auf Sri Lanka und 1700 in Phuket. "Der Kontakt nach Phuket ist schwierig", sagte Unternehmenssprecher Steffen Milchsack von Thomas Cook. Sendemasten und andere technische Kommunikationsmittel seien stark beschädigt.

Über die Lage der Touristen auf Sri Lanka und den Malediven sei das Unternehmen dagegen gut informiert. Auch Rewe Pauschaltouristik und TUI stehen in ständigem Kontakt mit den örtlichen Behörden.

Stornierungen möglich

Kunden, die bei Thomas Cook gebucht haben, können bis zum 31.Dezember kostenlos stornieren oder umbuchen. Wer seine Reise für die Zeit nach dem 1. Januar angemeldet hat, kann ohne Mehrkosten ein anderes Urlaubsziel aussuchen. TUI fliegt bis 16.Januar weder Phuket noch Sri Lanka an.

Urlaubern wird die kostenlose Umbuchung in andere Länder angeboten. Bei der Rewe-Gruppe ist der 16.Januar der Stichtag für Stornierungen. Kein weiterer ITS-, Jahn- oder Tjaereborg-Kunde wird nach Sri Lanka oder Phuket befördert. Auf den Malediven sind zwar sechs der 22 Rewe-Vertrags-Urlaubsresorts stark beschädigt worden. Aber die anderen Inseln sind von der Flutwelle kaum betroffen, sodass die beiden geplanten Flüge am 28. und 31.Dezember voraussichtlich starten werden.

Nach neuem Kündigungsrecht wegen höherer Gewalt können Urlauber ihre Reise schon dann kündigen, wenn eine Gefährdung mit erheblicher und nicht erst mit überwiegender Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist. Dies sei "schon allein wegen möglicher Nachbeben" in Südostasien gegeben, so die Juristin Bettina Dittrich von der Verbraucherzentrale Sachsen.

Ob das Reiseziel Südostasien künftig gestrichen wird, können die Veranstalter derzeit nicht sagen. Die Malediven sowie Sri Lanka und Thailand sind besonders im Winter beliebte Reiseziele, machen allerdings sowohl für Thomas Cook als auch für TUI nur ein Prozent des gesamten Umsatzes aus.

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