Toter Piraten-Politiker:Piraten-Politiker Claus-Brunner soll anderen Mann getötet haben

Zwei Leichen in einer Wohnung in Berlin: Bereits die "schaurige Situation" am Tatort ließ die Polizei an ein Tötungsdelikt denken. Mit der Obduktion hat sich dieser Verdacht nun bestätigt.

Im Fall des tot aufgefundenen Piraten-Politikers Gerwald Claus-Brunner hat es bei den Ermittlungen eine überraschende Wende gegeben. In der Wohnung des 44-Jährigen im Berliner Stadtteil Steglitz hatte die Polizei am Montag eine weitere Leiche entdeckt. Jetzt ist klar: Der andere Mann starb durch "stumpfe Gewalt gegen den Oberkörper", wie es in der Pressemitteilung der Polizei heißt.

Offenbar geht die Polizei derzeit davon aus, dass Claus-Brunner den Mann getötet und anschließend Suizid begangen hat. Den Einsatzkräften habe sich in der Wohnung ein "schauriges Bild" geboten. Bereits die Auffindesituation habe auf ein Tötungsdelikt hingedeutet. Die anschließende Obduktion habe diesen Verdacht dann bestätigt. Demnach ist der andere, knapp 30 Jahre alte Mann, dessen Identität aber noch nicht sicher feststehen soll, bereits einige Tage vor dem Suizid Claus-Brunners getötet worden. Die Mordkommission ermittele weiter in dem Fall, um alle Hintergründe aufzuklären.

Parteifreunde sollen Abschiedsbrief erhalten haben

Wie die Bild-Zeitung berichtet, sollen sich Claus-Brunner und der andere Mann gekannt haben. Offenbar habe der Piraten-Politiker dem Mann nachgestellt und sei von diesem deshalb auch angezeigt worden. Die Polizei soll nach der Tat von Parteimitgliedern der Piraten alarmiert worden sein. Offenbar hatten sie eine Art Abschiedsbrief erhalten, in dem es hieß, dass Claus-Brunner bereits tot sein werde, wenn der Brief ankommt.

Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner ist tot

Gerwald Claus-Brunner am 10. November 2011 während einer Sitzung des Abgeordnetenhauses in Berlin.

(Foto: Soeren Stache/dpa)

Bereits einige Monate zuvor soll Claus-Brunner in einer Rede vor dem Abgeordnetenhaus eine merkwürdige Anspielung auf seinen bevorstehenden Tod gemacht haben. Wörtlich soll er gesagt haben: "Und ihr werdet auch in der laufenden Legislatur für mich am Anfang irgendeiner Plenarsitzung mal aufstehen dürfen und eine Minute stillschweigen."

Claus-Brunner gehörte zur Berliner Piratenfraktion, die 2011 überraschend mit fast neun Prozent und 15 Abgeordneten erstmals in ein deutsches Landparlament einzog. Bei der Wahl am Sonntag schieden die Piraten wieder aus dem Abgeordnetenhaus aus.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben uns entschieden, in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Die Berichterstattung in diesem Fall gestalten wir deshalb bewusst zurückhaltend, wir verzichten weitgehend auf Details. Der Grund für unsere Zurückhaltung ist die hohe Nachahmerquote nach jeder Berichterstattung über Selbsttötungen.

Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

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