Mutmaßlicher Boston-Attentäter:Zarnajew-Grabstätte empört muslimische Gemeinde

Privater islamischer Friedhof in Virginia: Hier soll der tote Attentäter von Boston, Tamerlan Zarnajew, beerdigt worden sein. (Foto: dpa)

800 Kilometer liegen zwischen Boston und seinem Grab. Der mutmaßliche Attentäter Tamerlan Zarnajew ist laut Medienberichten in Virginia beigesetzt worden. Die islamische Gemeinde zeigt sich überrascht - und empört.

Der getötete Terrorverdächtige von Boston ist nach US-Medienberichten auf einem muslimischen Friedhof im Staat Virginia bestattet worden. Für Tamerlan Zarnajew sei nach langer Suche eine Grabstätte in Doswell, einer kleinen Gemeinde in der Nähe der Großstadt Richmond, gefunden worden. Das geht aus der von der Stadt Boston veröffentlichten Sterbeurkunde hervor. Die Polizei wollte den Begräbnisort des 26-Jährigen zuvor nicht öffentlich machen.

Doch auch die 800 Kilometer von Boston entfernte Grabstätte für Tamerlan Zarnajew sorgt für Unfrieden. In der islamischen Gemeinschaft Virginias stößt die Beisetzung auf Kritik. Der Imam des Islamischen Zentrums von Virginia äußerte sich enttäuscht. Die Gemeinde sei nicht konsultiert worden, sagte Amar Amonette. "Wir sind sehr empört."

Leiche lagerte in Worcester

Die Angehörigen des aus Tschetschenien stammenden 26-Jährigen waren nach Virginia ausgewichen, weil sich in Zarnajews Heimatbundesstaat Massachusetts kein Friedhof bereiterklärte, ein Grab bereitzustellen.

Seine Leiche lag zunächst in einem Beerdigungsinstitut in Worcester bei Boston. Die Friedhöfe der Stadt verweigerten aber eine Beisetzung. Auch die Städte Cambridge, wo die Brüder studierten, und Boston wollten die Leiche nicht haben. Daraufhin bat der Polizeichef von Worcester öffentlich um Hilfe bei der Suche nach einem Friedhof.

Zarnajew wird beschuldigt, am 15. April mit seinem jüngeren Bruder einen Anschlag auf den Boston-Marathon verübt zu haben. Dabei wurden drei Menschen getötet und 264 verletzt. Tamerlan Zarnajew war drei Tage nach dem Anschlag bei einem Feuergefecht mit der Polizei getötet worden. Sein 19-jähriger Bruder Dschochar wurde später schwerverletzt festgenommen.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/jasch - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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