Tödliche Klassenfahrt:Methanol-Opfer in Lübeck beigesetzt

Die beiden mit gepanschtem Alkohol vergifteten Schüler werden in der Lübecker Uniklinik behandelt. Unterdessen haben die Verwandten des in der Türkei verstorbenen Schülers in einer Trauerfeier Abschied genommen.

Mit einem Requiem haben am Freitag Angehörige und Freunde in Lübeck von dem 21 Jahre alten Schüler Abschied genommen, der in der Türkei an einer Methanolvergiftung gestorben war. Die Frage nach dem Warum stehe über allem, sagte der Propst der katholischen Gemeinde, Franz Mecklenfeld, in seiner Predigt. Die Trauerfeier sei jedoch nicht der Ort, Ereignisse zu beurteilen, sondern Abschied zu nehmen.

Unterdessen werden zwei weitere mit gepanschtem Alkohol vergiftete Schüler in der Lübecker Uniklinik behandelt. Nähere Angaben zum Zustand der im Koma liegenden jungen Männer wollte die Klinik am Freitag nicht machen. Anfang der nächsten Woche werde es eine Nachricht dazu geben.

Die beiden Schüler waren am Donnerstagabend mit einem Ambulanzflugzeug des ADAC aus der Türkei nach Deutschland geflogen worden.

Die Schüler des Lübecker Mortzfeld-Bildungszentrums hatten im türkischen Urlaubsort Antalya nach derzeitigen Erkenntnissen gepanschten oder schwarz gebrannten Schnaps getrunken. "Die Schüler haben den Alkohol in ihrem Hotel bekommen", sagte Frank-Eckhard Brand, Anwalt der Familie des toten 21-jährigen Rafael N.

Dies habe er von der deutschsprachigen türkischen Anwältin erfahren, die bei den Vernehmungen der Mitschüler gewesen sei. "Demnach wurden zwei Flaschen Wodka und zwei Flaschen Pepsi im Hotel gekauft und dafür 25 Euro gezahlt", sagte Brand weiter.

Ob der Alkohol an der Hotelbar oder unter der Hand von einem Angestellten verkauft wurde, konnte der Anwalt zunächst nicht sagen. Selbst wenn es unter der Hand geschehen sei, hätten die Schüler davon ausgehen können, dass es in einem Hotel unbedenklich sei.

Türkische Behörden ermitteln

Wichtig ist laut Brand, dass die türkischen Behörden ermitteln. "Ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ist eingeleitet", sagte der Anwalt. Die Mitschüler seien bereits vernommen worden. Nun müsse man den Behörden Zeit für die Ermittlungen einräumen. Deutsche Rechtsmediziner fanden laut Brand im Blut des verstorbenen Pascal 2,0 Promille hochgefährliches Methanol. Bereits 0,2 Promille seien tödlich. Der normalerweise in Alkoholika enthaltene Ethanol sei nicht nachgewiesen worden.

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