Tödliche Attacken vor Australiens Küste:Auf zur Hai-Hatz

Erst stiegen viele Blasen auf - und nur Sekunden später trieb die Leiche eines 32-jährigen Amerikaners an der Wasseroberfläche: Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen hat vor der australischen Küste ein Weißer Hai einen Menschen angegriffen und getötet. Nun überlegt die Regierung, die gefürchteten Meeresräuber zur Jagd freizugeben.

Urs Wälterlin, Sydney

George Wainwright hatte keine Chance: Ein Weißer Hai tötete den Taucher am Samstag rund 500 Meter vor der beliebten Ferieninsel Rottnest in Westaustralien. Ein Zeuge sprach von "vielen Blasen", die am Ort aufstiegen, bevor Sekunden später die Leiche des 32-jährigen Amerikaners an die Wasseroberfläche trieb. Insassen eines Tauchbootes, das sich in der Nähe befand, wollen einen etwa drei Meter langen Hai gesehen haben. Laut einem Polizeisprecher habe das Opfer "schreckliche Verletzungen" gehabt. "Seine beiden Begleiter sind traumatisiert", so der Beamte.

Weißer Hai

Ein durchschnittlicher Weißer Hai hat eine Bisskraft von 3000 bis 5000 Newton, die größten ausgewachsenen Exemplare mit einem Gewicht von circa 3,5 Tonnen und einer Länge von bis zu acht Metern sogar bis zu 18.000 Newton. Das ist die höchste Bisskraft aller heute lebenden Tiere.

(Foto: Reuters)

Der Angriff ist der zweite in Westaustralien in 14 Tagen. Am 10. Oktober war vor der Stadt Perth ein 64-jähriger Schwimmer wahrscheinlich auch von einem Weißen Hai getötet worden. Seine Leiche wurde nie gefunden. Bereits Anfang September war im Südwesten des Bundesstaates ein Surfer von einem Hai attackiert worden. Nur sein Oberkörper konnte noch geborgen werden.

Tödlicher Irrtum

Der westaustralische Regierungschef Colin Barnett beschrieb den jüngsten Todesfall als "tragisch" und ordnete das Fischereiministerium an, den Hai "zu fangen und zu töten". Sechs speziell für große Haie ausgestattete Tiefseeangelschnüre wurden im Gebiet um die Rottnest-Insel positioniert. Laut Barnett will die Regierung jetzt prüfen, ob sie Berufsfischern erlauben solle, Weiße Haie zu jagen.

Ein solcher Schritt dürfte auf heftigen Widerstand von Naturschutzorganisationen stoßen. Weiße Haie - mit wissenschaflichem Namen Carcharodon carcharias - sind auch in australischen Gewässern geschützt. Wie viele Haiarten leiden auch die mit bis zu sechs Metern Länge größten Meeresräuber unter der Überfischung der Weltmeere. Ihre Bestände sind in den vergangenen 50 Jahren deutlich geschrumpft.

Laut dem Haiexperten John West basieren die meisten tödlichen Begegnungen mit Weißen Haien auf einem Irrtum. Während sich kleinere Weiße Haie in erster Linie von Fischen auf offener See ernähren, jagen große Exemplare in der Nähe der Küste. Dort lebt ihre wichtigste Beute: Robben. Angriffe auf Menschen seien die fatale Konsequenz einer Verwechslung.

"Die Haie glauben, eine Robbe vor sich zu haben und merken nach dem ersten Biss, dass sie sich geirrt haben. Dieser Biss genügt in der Regel schon für eine tödliche Verletzung", sagt West. Weiße Haie haben eine Bisskraft von 3000 bis 5000 Newton - die höchste aller heute lebenden Tiere.

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