Mordprozess in den USA:Chancen auf Freiheit für Debra Milke steigen

Debra Milke

Debra Milke darf nun endgültig auf Freiheit hoffen.

(Foto: dpa)

Seine Aussage war es, die 1990 zur Verurteilung von Debra Milke führte. Das Urteil: Todesstrafe. In einer Neuauflage des Prozesses gegen die gebürtige Deutsche will der Hauptbelastungszeuge nun nicht mehr aussagen. Das Verfahren droht zu platzen.

Debra Milke, die jahrzehntelang in einem Gefängnis im US-Bundesstaat Arizona auf ihre Hinrichtung wartete, kann nun auf ihre endgültige Freilassung hoffen. Ein Gericht entschied, dass der Hauptbelastungszeuge bei der für 2015 geplanten Neuauflage des Prozesses gegen die gebürtige Berlinerin nicht mehr aussagen muss. Die Verteidigung will nun die Einstellung des Verfahrens beantragen.

Der Hauptbelastungszeuge, ein Ex-Polizist namens Armando Saldate, hatte zuvor bei Gericht beantragt, das Zeugnisverweigerungsrecht geltend machen zu dürfen. Dieses Recht ist ihm nun zugestanden worden. Er befürchtet, sich mit seiner Aussage selbst zu belasten. Ohne seine Aussage aber schwinden die Erfolgsaussichten des Verfahrens.

Milke, die Tochter einer Deutschen und eines Amerikaners, war im Sommer nach 24 Jahren Haft - davon 22 Jahre in der Todeszelle - vorläufig entlassen worden. Milke war 1990 von einer Jury zum Tode verurteilt worden, weil sie 1989 zwei Männer angestiftet haben soll, ihren vierjährigen Sohn Christopher zu töten.

Saldates Aussage war damals ausschlaggebend für das Todesurteil. Er gab an, dass Milke ihm die Tat gestanden habe. Das Verhör hatte er aber nicht aufgezeichnet. Außerdem gab es keine Zeugen. Milke hätte zudem das Recht auf einen Anwalt gehabt, als sie mit Saldate sprach. Der heute pensionierte Ermittler war zwischenzeitlich auch mehrfach überführt worden, in anderen Fällen vor Gericht gelogen zu haben.

Prekäre Freiheit

Ein Berufungsgericht hatte das Urteil im März dieses Jahres wegen mangelhafter Beweislage für ungültig erklärt. Zurzeit ist Milke auf Kaution und mit einigen Einschränkungen in Freiheit.

Die Staatsanwaltschaft zeigt sich jedoch weiterhin überzeugt von der Schuld der heute 49-Jährigen und hat sich zum Ziel gesetzt, das in einem neuen Prozess zu beweisen. Die Anklage kündigte an, erneut die Todesstrafe zu fordern. Ohne Saldates Aussage halten Experten dies jedoch für praktisch aussichtslos. Milkes Anwältin Lori Voepel sagte, sie rechne damit, dass die Staatsanwaltschaft Widerspruch gegen die Entscheidung des Gerichts einlegen werde.

Kommt es tatsächlich zu einem neuen Verfahren, würde es frühestens 2015 beginnen. Die beiden verurteilten Mörder des Jungen sitzen in der Todeszelle und verweigern jegliche Aussage.

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