Tod von Maria von Trapp:Klingendes Österreich

File photo of Maria von Trapp makes sitting with children in front of her former home Villa Trapp in Salzburg

Maria von Trapp wurde 99 Jahre alt (Archivbild von 2008).

(Foto: REUTERS)

Tausende Touristen pilgern alljährlich auf den Spuren von "Sound of Music" nach Salzburg. Das kitschige Film-Musical um die Familie von Trapp hat das Bild des Alpenraums im Ausland entscheidend geprägt. Nun ist das letzte Mitglied des Clans gestorben.

Von Martin Zips

Lange glaubten die Salzburger ja, dass alle Welt nur deshalb ihre schöne Stadt besucht, weil hier Mozarts Geburtshaus steht. Das stimmt natürlich, aber das hier stimmt auch: Hunderttausende amerikanische und asiatische Touristen reisen jährlich nach Salzburg, um die Originalschauplätze von "The Sound of Music" zu bewundern. Das 1965 mit Julie Andrews und Christopher Plummer verfilmte Musical basiert auf dem Leben der Trapp-Familie. Ein oscarprämiertes Rührstück, welches das Bild, das Menschen von Österreich, ja dem gesamten Alpenraum im Ausland haben, mehr als jede Mozartoper geprägt haben dürfte. Jetzt ist das letzte noch lebende Mitglied der weltberühmten Trapp-Familie gestorben.

Maria Franziska von Trapp wurde 1914 in Zell am See geboren. Ihr Vater war der österreichische Marineoffizier Georg Ludwig von Trapp. Nach dem Tod seiner Frau stand er mit sieben Kindern alleine da, in der Weltwirtschaftskrise verlor er einen Großteil seines Vermögens. Als Hilfe stellte ihm eine Äbtissin die angehende Klosterfrau Maria Augusta Kutschera zur Seite. Sie erkannte das Gesangstalent der Kinder sofort und förderte es - mit einem Familienchor.

Natürlich verliebte sie sich bald auch in den Vater, einen überzeugten Monarchisten, heiratete ihn und bekam mit ihm drei weitere Kinder. Unter ihrer Ägide gab die Familie allerlei Konzerte und gewann Chor-Wettbewerbe. 1938 flohen die Trapps vor den Nazis in die USA, wo sie als "Trapp Family Singers" die ganz großen Säle füllten. Insgesamt unternahmen sie 19 Konzertreisen in alle Welt.

Stiefmutter Maria Augusta Trapp hatte ihre Lebensgeschichte bereits Anfang der Fünfzigerjahre zum Buch gemacht. Richard Rodgers und Oscar Hammerstein bastelten daraus 1959 ein Musical und schenkten der Trapp-Story sehr gefällige, mitunter recht kitschige Kompositionen. Einige der Lieder wurden zu Standards, allen voran der Walzer "My favourite Things", der von John Coltrane über Al Jarreau bis Björk (in Lars von Triers "Dancer in the Dark") immer wieder neu interpretiert wurde. Während der Song im angloamerikanischen Raum heute noch sofort mit Film und Familie assoziiert wird, bleibt er im deutschsprachigen Umfeld ein Insider-Tipp. Auch bei Julie Andrews denkt man hierzulande eher an Mary Poppins, nicht an ihre Rolle der Maria Augusta von Trapp (die 1987 starb).

Mekka für Fans der Dirndl-Idylle

Nur wenige Tage vor ihrem hundertsten Geburtstag schlief nun Maria Franziska friedlich ein. In Stowe (US-Bundesstaat Vermont), wo die "Trapp Family Lodge" ihres Halbbruders Johannes steht. Nach dem Tod ihres Vaters 1947 und dem Ende der Tourneen hatte sie viele Jahre als Missionarin in Papua-Neuguinea gearbeitet.

Maria litt zeitlebens an einem Herzfehler. Ihre Herzschwäche soll sogar der eigentliche Grund dafür gewesen sein, dass ihr Vater einst die angehende Ordensnovizin in seine Villa in den Salzburger Stadtteil Aigen holte. Heute befindet sich in dem Haus ein Hotel, in dem jüngst zum Beispiel die Familie eines indonesischen Ministers abstieg - ebenfalls große Fans des leicht vergilbten Alpendramas. Aber auch in Russland, Australien und sogar Saudi-Arabien herrscht noch immer vitales Interesse an der nazisauren Dirndl-Idylle. Einige internationale Stadt-Führungen in Salzburg beschäftigen sich ausschließlich mit der Trapp-Familie.

Seine Salzburg-Premiere feierte "The Sound of Music" übrigens erst vor drei Jahren am Landestheater - mit Erfolg. Vorher fand sich das Stück lediglich auf dem Spielplan der örtlichen Marionettenbühne.

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