Thüringen:Peiniger filmen Opfer bei seiner Scheinhinrichtung

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Er musste singen, beten und nackt sein eigenes Grab schaufeln: Vier junge Männer sollen einen 22-Jährigen entführt und in einem Waldstück bei Heiligenstadt im Eichsfeld gequält haben. Jetzt hat die Polizei sie verhaftet.

Sie zwangen einen 22-Jährigen Mann aus Heiligenstadt im Landkreis Eichsfeld, sein Grab zu schaufeln und sich nackt hineinzulegen - dann filmten vier junge Männer die Scheinhinrichtung. Die Tat in der Nähe der kleinen Gemeinde Thalwenden im Nordwesten Thüringens geschah bereits im August - nur weil das Video der Polizei in die Hände fiel, seien die Ermittler nun auf die Spurder Männer gekommen, sagte ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Mühlhausen. Die Männer wurden festgenommen - wegen des Verdachts auf Geiselnahme mit gefährlicher Körperverletzung.

Die Verdächtigen sind 18 bis 22 Jahre alt und stammen ebenfalls aus dem Eichsfeld. Zunächst haben sie ihr Opfer laut Polizei mit Stockhieben und Faustschlägen aus dessen Wohnung gejagt und gezwungen, in den Kofferraum eines Autos einzusteigen. In einem abgelegenen Waldstück sollen sie den Mann dann mit Tritten und Schlägen misshandelt haben. Er habe sein eigenes Grab schaufeln und sich dann nackt hineinlegen müssen, hieß es weiter.

Laut Thüringer Allgemeine zwangen die Täter das Opfer auch, "zu singen und zu beten". Nach der Schilderung des Opfers richtete einer der vier eine Waffe auf seinen Kopf. Laut den Ermittlern handelte es sich um eine Schreckschusspistole. Nach den Demütigungen ließen die Peiniger von ihrem Opfer ab und setzten es in der Nähe seines Wohnorts Heiligenstadt wieder aus.

Das Opfer hatte sich in den drei Monaten nach der Tat nicht an die Polizei gewandt - vermutlich aus Angst. Erst nachdem der Polizei eine CD mit dem Handy-Video des Verbrechens zugespielt wurde, erging Haftbefehl gegen die Tatverdächtige. Laut der Thüringer Allgemeinen sitzen sie bereits seit dem 17. November in Untersuchungshaft. Sie sollen den Tathergang im Wesentlichen zugegeben haben.

Die Motive für den Gewaltexzess sind noch unklar. Die Polizei deutete an, dass vermutete Aussagen des Opfers oder ein Schaden am Auto des Hauptbeschuldigten eine Rolle gespielt haben könnten.

© dpa/dapd/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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