Erdfall in Thüringen:Ein Riesenbagger für einen Riesenkrater

Ein Riesenbagger soll den Krater im thüringischen Schmalkalden mit Kies aufschütten - ganze 1000 Lkw-Ladungen davon. Experten befürchten jedoch weitere Hohlräume im Untergrund.

Ein Riesenbagger soll so schnell wie möglich damit beginnen, den Krater von Schmalkalden zu füllen. Das könnte aber noch problematisch werden: Am Tag nach dem Aufreißen der Erde in dem thüringischen Ort war nach Angaben des Umweltministeriums in Erfurt unklar, ob es im Untergrund weitere größere Hohlräume gibt, in denen der Kies verschwinden könnte.

Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen orderte unterdessen einen Riesenbagger aus Brandenburg und ein 30 Meter langes Förderband an die Unglücksstelle.

Dem Umweltministerium zufolge soll eine instabile Steilwand des Kraters mit Kies gesichert werden. Nur geologische Untersuchungen könnten Aufschluss über die genaue Gesteinsschichtung und das Ausmaß der unterirdischen Auswaschungen geben, hieß es weiter. Im Moment sei für die am Rand des Kraters stehenden Häuser Gefahr im Verzug.

Das am heutigen Dienstag tagende Thüringer Kabinett will sich ebenfalls mit dem sogenannten Erdfall und Hilfsmöglichkeiten beschäftigen.

Der Landkreis kündigte indes an, zunächst die Kosten zu übernehmen. Allein die Kiesmenge, die für das etwa 20.000 Kubikmeter große Loch nötig sei, werde etwa eine halbe Million Euro kosten. Sobald die Transportgenehmigungen für den Bagger einer Firma aus Nauen und das Förderband eines Thüringer Unternehmens vorlägen, könnte die Maschinen in Bewegung gesetzt werden. Bevor die Arbeiten beginnen könnten, müsse allerdings die Stabilität der Umgebung geprüft werden. Die Bergung eines in das Loch gefallenen Autos sei kein Thema.

Am Morgen hatte es geheißen, der riesige Schlund solle mit einer Kiesmenge ausgefüllt werden, die etwa 1000 Lastwagen-Ladungen entspreche. Woher das Stopf-Material genommen werden sollen, war zunächst unklar.

In der Nacht zum Dienstag habe sich die Erde rund um den Krater beruhigt. Die Ränder seien nicht weiter abgebröckelt, teilte das Lagezentrum im thüringischen Innenministerium mit. Das weiträumig abgesperrte Erdloch wird rund um die Uhr von Polizei und Feuerwehr beobachtet.

Der Krater hatte sich urplötzlich in der Nacht zum Montag in der Wohnsiedlung aufgetan. Wie durch ein Wunder war dabei niemand verletzt worden. Ein Auto rutschte in die Tiefe, ein Teil einer Straße und Stücke von Garagen brachen weg. Das fast kreisrunde Loch hatte zunächst einen Durchmesser von gut 35 Metern. Neun Häuser wurden geräumt, 25 Menschen mussten vorerst eine neue Bleibe suchen. Wann sie wieder in ihre Häuser zurückkehren können, ist offen.

Geologen gehen von einer natürlichen Ursache für den Krater aus. Bergbau wurde als Grund ausgeschlossen. Schätzungen zufolge sackten mehr als 20.000 Kubikmeter Erde weg. Wie lange die Sicherungsarbeiten dauern, ist noch völlig ungewiss.

Außer in Bergbauregionen sind solche Vorfälle auch in Karstgebieten häufiger. Allein in Thüringen gibt es Geologen zufolge rund 20 Erdfälle im Jahr. Etwa die Hälfte der Thüringer Landesfläche sei davon potentiell bedroht.

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