TGV-Unglück:Keine Kinder unter den Toten

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Bei einem Zugunglück im Elsass kommen mindestens zehn Menschen ums Leben. (Foto: REUTERS)
  • Es ist das schwerste Unglück in der Geschichte des TGV: Mindestens elf Menschen kommen ums Leben, als ein Schnellzug am Samstag bei einer Testfahrt im Elsass entgleist .
  • An Bord des Zuges waren auch mehrere Kinder, sie wurden leicht verletzt.
  • Die Ermittler rätseln, warum Unbefugte bei der Testfahrt im Zug waren und ob die Ursache für die Entgleisung überhöhte Geschwindigkeit gewesen sein könnte.

An Bord des Zuges waren mehrere Kinder

Beim schwersten Unglück eines französischen TGV-Schnellzugs seit seiner Inbetriebnahme 1981 sind am Samstag nahe Straßburg mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. In dem Unglückszug befanden sich entgegen den Bestimmungen offenbar mehrere Kinder.

"Vier Minderjährige zwischen zehn und 15 Jahren" seien bei dem Test am Samstag mitgefahren, teilte die Staatsanwaltschaft mit. "Zum großen Glück wurden sie nur leicht verletzt." Zuvor hatten Medien gemeldet, dass möglicherweise eine Kinderleiche unter den Trümmern gefunden worden sei. Dies wurde nun dementiert.

Der Zug entgleiste während einer Testfahrt bei Eckwersheim im Elsass. Hinweise auf einen Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen gibt es nicht. Mit dem silberschwarzen Unglückszug waren nach offiziellen Angaben 49 Techniker und Bahnmitarbeiter auf einer Testfahrt unterwegs.

Weshalb auch Gäste in dem Testzugs gewesen seien, müssten die Ermittlungen zeigen. Insgesamt waren 53 Menschen an Bord des TGV. Der Chef der staatlichen Bahngesellschaft SNCF, Guillaume Pepy, hatte sich im Radiosender France Info erstaunt über die Anwesenheit von Kindern in dem Zug gezeigt. Das sei bei der SNCF auf Testfahrten nicht üblich. "Ein Testzug ist ein Testzug", sagte Pepy. Von den Verletzten schwebten der Staatsanwaltschaft zufolge vier am Montag weiter in Lebensgefahr.

Überhöhte Geschwindigkeit als mögliche Unfallursache

Der Zug sei "wegen überhöhter Geschwindigkeit entgleist", sagte der Kabinettschef der Präfektur Elsass, Dominique-Nicolas Jane. Aus Ermittlerkreisen hieß es, das Tempo habe zum Unglückszeitpunkt bei 350 Kilometern pro Stunde gelegen. Die Gewerkschaft Sud Rail sagte, der TGV sei für "Tests bei zu hohem Tempo" eingesetzt worden. Die Gendarmerie erklärte indes, die Unglücksursache stehe noch nicht fest. Die staatliche Bahngesellschaft SNCF leitete eine Untersuchung ein.

Das Unglück ereignete sich am Samstag gegen 15 Uhr unweit der deutschen Grenze. Nach Angaben der Behörden wurden 42 Menschen verletzt, vier von ihnen seien in kritischem Zustand, teilte die Staatsanwaltschaft in Straßburg mit. Der Lokführer überlebte leicht verletzt.

Der als sehr erfahren beschriebene Lokführer habe hingegen ausgesagt, die an der Unglücksstelle erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 176 km/h eingehalten zu haben. Weitere Aufschlüsse erhoffen sich die Ermittler von der Auswertung der Fahrtenschreiber. Zwar könne nichts als Ursache ausgeschlossen werden. Sabotage oder ein Attentat zählen laut Staatsanwalt aber nicht zu den wahrscheinlicheren Ursachen. Es solle nun wegen fahrlässiger Tötung ermittelt werden, hieß es.

Wo sich das Unglück ereignete

Der Unglückszug bestand aus fünf Waggons, von denen die hinteren in den Rhein-Marne-Kanal stürzten. Die Lokomotive lag auf der Böschung. An den Rettungsarbeiten beteiligten sich etwa hundert Einsatzkräfte der Gendarmerie, des Zivilschutzes und Taucher.

Der Unfall ereignete sich auf dem letzten Abschnitt einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke, die Paris mit Straßburg verbindet und auf der derzeit Testfahrten durchgeführt werden. Ein großer Teil der Strecke wird schon von Passagierzügen befahren, in Teilen Lothringens und im Elsass müssen die TGVs aber noch auf älteren Gleisen fahren und das Tempo drosseln. Das betrifft auch die TGV-Schnellzüge, die von Paris über Straßburg im internationalen Zugverkehr nach Deutschland fahren.

Das letzte, etwa 100 Kilometer lange Teilstück soll im April 2016 für den Personenverkehr freigegeben werden. Die Fahrzeit zwischen Paris und Straßburg verringert sich dann um eine halbe Stunde auf etwa eine Stunde und 50 Minuten. Damit werden auch Fahrten etwa nach Karlsruhe und Stuttgart schneller.

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