Tebartz-van Elst:Problembischof zurück in Limburg

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist regelmäßig zurück in Limburg

(Foto: dpa)

Tebartz-van Elst ist zurück in Limburg, ein paar Tage pro Monat nächtigt er just in der Wohnung, die ihm den Skandal einbrachte. Und auch sonst wirkt Tebartz nicht gerade einsichtig. Papst Franziskus wird wohl über seine Zukunft entscheiden müssen - und somit darüber, wie unruhig das Jahr 2014 für die katholische Kirche in Deutschland wird.

Von Matthias Drobinski

Er ist zurück, ein bisschen jedenfalls. Seit November ist Franz-Peter Tebartz-van Elst für ein paar Tage im Monat wieder in Limburg, trotz der päpstlichen Bitte, der Bischof möge sich doch eine Zeit lang außerhalb des Bistums aufhalten. Er soll in seiner Bischofswohnung übernachten, die zum Wahrzeichen des ganzen Ärgers geworden ist, und dort auch einen Gottesdienst gefeiert haben. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung will erfahren haben, dass sein Fahrer und Vertrauter für ihn kocht - dabei gibt es dort auch Ordensschwestern, die das übernehmen würden.

Es gibt ja Gründe, warum der von Papst Franziskus in die Auszeit geschickte Tebartz-van Elst ab und zu das Kloster Metten in Niederbayern verlassen und in Limburg vorbeischauen könnte, zum Beispiel um frische Wäsche zu holen oder auf die Bank zu gehen. Einmal zumindest war er auch nach Informationen der Süddeutschen Zeitung ganz offiziell dort. Die fünf Mitglieder der Kommission, die im Auftrag der Bischofskonferenz untersuchen sollen, was nun genau beim Bau des Gebäudekomplexes auf dem Domberg geschah und warum erst von fünf und dann von 31 Millionen Euro die Rede war, hatten Tebartz zum Ortstermin gebeten. Die Art, wie das Gespräch ablief, zeigt, wie hier zwei Welten und Wahrheiten aufeinanderprallen: die des Bischofs und die der Anderen.

Impertinente Ermittler

Tebartz-van Elst hatte für diesen Termin eine Erklärung vorbereitet, die er den Herren, angeführt vom Paderborner Weihbischof Manfred Grothe, vortragen wollte. Die aber hatten Fragen, kritische Fragen, und erwarteten, dass der Limburger Bischof auf diese Fragen antworten würde - was der wiederum als Zumutung empfand. Es kam zum Eklat, empört reiste Tebartz-van Elst nach Rom, um sich über die Impertinenz der Ermittler zu beschweren und um seine Erklärung dort zu hinterlegen.

Er fand Trost bei denen, die Tebartz für einen tollen Bischof halten, dem die Presse und die innerkirchlichen Feinde übel mitspielten: bei Gerhard Ludwig Müller, dem Präfekten der Glaubenskongregation, bei Georg Gänswein, dem Sekretär des alten und des neuen Papstes. Tebartz sei entlastet, verkündete Gänswein, offenbar nach der Lektüre der Tebartz-Argumente; von Rom aus machte das Gerücht die Runde, der Papst könnte gleich das ganze Bistum Limburg auflösen, wenn man dort weiterhin den Bischof mobbe.

Man hat mir keine kritischen Fragen zu stellen - das scheint nach wie vor die feste Überzeugung des Franz-Peter Tebartz-van Elst zu sein. Von sich aus wird Deutschlands Problembischof kaum zurücktreten. Es werden andere über ihn entscheiden müssen, es wird der kirchenpolitisch heikelste Fall des neuen Papstes Franziskus sein, auch, weil sein Vorgänger, Papst Benedikt XVI., involviert ist, der Tebartz eingesetzt hat und dessen Getreue die eifrigsten Unterstützer des Limburgers sind.

Abschlussbericht mit Raum für Interpretationen

Die Kommission der Bischofskonferenz hat mittlerweile ihre Untersuchungen beendet und feilt am Entwurf des Berichts, der erst an den scheidenden Konferenz-Vorsitzenden Robert Zollitsch gehen soll und dann nach Rom. Das Ergebnis dürfte, soweit sich das sagen lässt, viel Raum für Interpretationen lassen. Strafrechtlich relevant dürfte an der Art und Weise, wie das Diözesanzentrum auf dem Domberg entstand, wohl nichts sein.

Es bleibt die Frage, ob es Verstöße gegen das Kirchenrecht gab und wie schwer sie wiegen, mehr aber noch, ob der Umgang des Bischofs mit der Wahrheit und dem Amt dem entspricht, wie ein Bischof mit Amt und Wahrheit umgehen sollte. Von Anfang an wussten die Verantwortlichen, dass der Bau um ein Vielfaches teurer werden würde als nach außen hin gesagt, sie hielten es aber für angebracht, den Rest der Welt dumm zu halten.

Weil im liberalen Limburg die Stimmung gegen den papsttreuen Bischof schon damals so hochgekocht war, würden jetzt die Unterstützer von Tebartz-van Elst sagen. Schenkt Papst Franziskus dem Glauben, dann ist der Limburger Bischof vor allem das Opfer einer Gruppe im Bistum, gegen die faktisch niemand Bischof sein darf, an der Spitze das Domkapitel und der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz.

Es gibt aber einige Indizien, dass Papst Franziskus das durchaus anders sieht: Der honduranische Kardinal Óscar Rodríguez Maradiaga hat kürzlich erklärt, er gehe nicht davon aus, dass Tebartz nach Limburg zurückkehre; Maradiaga sitzt in der Kardinals-Kommission, die Franziskus bei der Kirchenreform berät, und ist ein langjähriger Vertrauter von Jorge Mario Bergoglio, dem Papst.

Wichtig für des Papstes Urteil dürfte der Besuch des Mainzer Kardinals Karl Lehmann in Rom gewesen sein: Lehmanns Bistum ist Limburg benachbart, die Stimme des ehemaligen Bischofskonferenz-Vorsitzenden hat Gewicht. Und auch, wenn Lehmann keine Streitpartei ist, hört man aus seinen Äußerungen heraus, wie entsetzt er über die Amts- und Lebensführung seines Nachbarn ist. Entscheiden wird also wohl der Papst - auch darüber, wie ruhig oder unruhig das Jahr 2014 für die katholische Kirche in Deutschland wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: