Taximord-Prozess:Stiche ins Herz für 230 Euro Beute

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Kalkuliert und kaltblütig stach er auf zwei Taxifahrten zu: Das Landgericht Oldenburg hat einen 20-Jährigen nun zur Höchststrafe verurteilt.

Der 20-Jährige brauchte dringend Geld und war bereit dafür zu töten. Genau vor einem halben Jahr, am 25. September 2009, nahm Micky M. eins seiner Messer, bestieg im niedersächsichen Oldenburg ein Taxi und stach dem Fahrer an einem abgelegenen Ort direkt ins Herz. Einen Tag später überfiel er eine Taxifahrerin, die lebensgefährlich verletzt davon kam.

Seine Beute: 230 Euro - für die er nun lange Zeit ins Gefängnis muss.

Das Landgericht Oldenburg verurteilte den jungen Mann am Donnerstag wegen Mordes, schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung zu zehn Jahren Jugendstrafe. "In beiden Fällen handelt es sich um brutal durchgeführte Taten. Es war kein Mitgefühl für die Opfer zu erkennen", sagte der Vorsitzender Richter Dietrich Janßen in seiner mehr als einstündigen Begründung. Es komme nur die Höchststrafe in Betracht.

Damit schloss sich die Jugendkammer in weiten Teilen der Staatsanwaltschaft an, die zehn Jahre Haft wegen Mordes und versuchten Mordes gefordert hatte. Der Verteidiger Rüdiger Bibow plädierte dagegen auf eine deutlich mildere Strafe. Er will nun prüfen, ob er Revision einlegt.

DNS-Spuren überführten den Täter Den Angriff auf die Taxifahrerin hatte der 20-Jährige gestanden, die tödlichen Messerstiche auf den 58-Jährigen bestritt er bis zuletzt. "Nach dem Ergebnis der Hauptverhandlung steht fest, dass der Angeklagten die beiden ihm zu Last gelegten Taten begangen hat", betonte Janßen. DNS-Spuren, die die Ermittler auf der Mordwaffe und Kleidung in Nähe des Tatorts gefunden hatten, hätten ihn eindeutig überführt.

Der 20-Jährige nahm das Urteil regungslos hin. Während des Verfahrens hatte Micky M. die meiste Zeit eisern auf die Tischplatte gestarrt. "Es tut mir wirklich leid", sagte er nach dem Plädoyer seines Anwalts. Dabei blickte er die Taxifahrerin erstmals direkt an, die im Prozess als Nebenklägerin aufgetreten war. An jedem Verhandlungstag hatte sie dem Mann im Gerichtssaal gegenüber gesessen. "Die körperlichen Verletzungen sind soweit geheilt, die psychischen noch lange nicht", sagte die heute 62-Jährige zu Prozessbeginn aus. 13 Mal hatte der angehende Elektriker mit seinem Messer auf einem verlassenen Parkplatz in Stuhr (Kreis Diepholz) auf die Frau eingestochen. Er traf sie in der Brust, im Rücken, an den Armen, Händen und im Gesicht. Für die Frau kam der Angriff völlig überraschend. Auf der Fahrt hatte sie mit dem Mann nett geplaudert. Es wirkte alles ganz normal.

Auch der 58-Jährige schöpfte keinen Verdacht, bis das Messer in seiner Brust steckte. "Er hat überhaupt nicht mit einem Angriff gerechnet", sagte Janßen. Hilfe rufen konnte der Taxifahrer nicht mehr. Er verblutete innerhalb weniger Sekunden. Janßen bezeichnete die Überfälle als hinterhältig.

Nach Ansicht von Staatsanwaltschaft und Nebenklage ging Micky M. dabei kalkuliert und kaltblütig vor. "Er hat sich tatsächlich nach dem vollendeten Mord an den Abendbrottisch gesetzt und mit großen Appetit gegessen", schilderte die Anwältin Kirsten Eicher, die die Witwe des Taxifahrers vertritt.

© Irene Güttel/dpa/AP/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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