Suizid in Deutschland:Alle 47 Minuten ein Selbstmord

In Deutschland nehmen sich jedes Jahr rund 11.200 Menschen das Leben. Vor allem ältere Menschen entscheiden sich immer öfter für den Freitod. Mit der Gesamtzahl der Suizide liegt Deutschland etwas unter dem europäischen Durchschnitt.

In Deutschland nimmt sich durchschnittlich alle 47 Minuten ein Mensch das Leben. Von den rund 11.163 Selbstmördern im Jahr 2002 seien 8106 Männer und 3057 Frauen gewesen, sagte Armin Schmidtke, Vorsitzender der Initiativgruppe "Nationales Suizid-Präventions-Programm".

Im Vergleich zu den 50er Jahren ging die Zahl der Selbsttötungen in Deutschland zurück, doch habe sich der Anteil alter Menschen an den Suiziden unverhältnismäßig stark erhöht, sagte Schmidtke.

Selbstmord zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen

51 Prozent der Selbstmörderinnen waren Frauen über 60 Jahre, obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung lediglich 28 Prozent betrug. Der Anteil der Männer über 60 Jahren betrug in der Gesamtbevölkerung 21 Prozent, bei den Suiziden aber 37 Prozent.

Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen blieben Selbstmorde nach Unfällen weiterhin die zweithäufigste Todesursache. Bis zu 16 Prozent betrug der Anteil der 15- bis 24-Jährigen an den Selbsttötungen.

Auch nach Angaben des Vereins "Hilfen für suizidgefährdete Kinder und Jugendliche" ist Selbstmord eine der häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen in Deutschland. Durch Suizid sterben demnach bundesweit fast so viele junge Menschen wie im Straßenverkehr.

Alle 47 Minuten ein Selbstmord

Die Dunkelziffer ist bei all diesen Zahlen jedoch hoch. Mancher Autounfall oder Drogentod bei jungen Menschen könne ein verdeckter Selbstmord sein, sagte Schmidtke. Bei alten Menschen könne Nichtbefolgen ärztlicher Anweisungen zur beabsichtigten Selbsttötung führen.

Mit der Gesamtzahl aller Suizide liege Deutschland etwas unter dem europäischen Durchschnitt. Innerhalb Deutschlands gebe es große regionale Unterschiede. Bei den Flächenstaaten lägen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bei der Zahl männlicher Selbstmorde pro 100.000 Einwohner an der Spitze.

Vorbeugung durch verbesserte Behandlung psychisch Kranker

Nordrhein-Westfalen, Saarland und Berlin leigen am unteren Ende der Skala. Thüringen und Sachsen hätten allerdings "schon historisch immer höhere Suizidziffern als die westlichen Länder" nachgewiesen, sagte Schmidtke.

Vorbeugung sei vor allem durch verbesserte Behandlung psychischer Erkrankungen möglich, sagte Schmidtke unter Berufung auf die Weltgesundheitsorganisation WHO.

Viele Untersuchungen zeigten, dass in den vier Wochen vor dem Suizid Patienten häufiger als sonst ihren Hausarzt aufsuchten, die Neigung zur Selbsttötung aber nicht erkannt werde. Aufklärungs- und Schulungskampagnen führten zu einer deutlichen Verringerung von Selbstmorden und Selbstmordversuchen.

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