Südkorea:Tumulte im "Sewol"-Prozess

Südkorea: Mit dreifacher Maximalbelastung soll die südkoreanische Fähre "Sewol" in See gestochen sein, die am 17. April 2014 gesunken ist.

Mit dreifacher Maximalbelastung soll die südkoreanische Fähre "Sewol" in See gestochen sein, die am 17. April 2014 gesunken ist.

(Foto: AP)

Todesdrohungen und Tränen: Im Prozess um das Fährunglück kochen die Emotionen der Angehörigen über. Korruption und fahrlässiges Verhalten südkoreanischer Beamter sollen mitverantwortlich für den Unfall sein.

Tränen, Wutausbrüche und Todesdrohungen erfüllten am Dienstag den Gerichtssaal in der südkoreanischen Stadt Gwangju. Angehörige der Opfer beschimpften die Angeklagten, eine Frau musste daran gehindert werden, ihre Schuhe auf Besatzungsmitglieder der "Sewol" zu werfen.

In dem Prozess müssen sich Kapitän Lee Joon Seok und 14 weitere Besatzungsmitglieder wegen fahrlässiger Tötung und minder schwerer Verletzungen des Seerechts verantworten. Dem Kapitän und zwei anderen Angeklagten droht die Todesstrafe. Die Staatsanwaltschaft zeigte Videobilder der sinkenden Fähre, auf denen zu sehen ist, wie Passagiere verzweifelt versuchten, sich aus dem sinkenden Schiff zu retten.

Korruption, Geldgier und Behördenversagen

Die Besatzung soll die Passagiere auf dem sinkenden Schiff angewiesen haben, zu bleiben, wo sie waren, während die Schiffsführung die Fähre verließ. Das Handy-Video eines bei dem Unglück gestorbenen Jungen strapazierte die Gefühle der Angehörigen extrem. Es zeigt Schüler, die zunächst lachen und Witze machen, während das Schiff in Schräglage gerät. Sie scherzen, sie befänden sich im Titanic-Film. Schließlich breitet sich jedoch Panik aus. Im Hintergrund ist über Lautsprecher die Anweisung der Besatzung zu hören, an Ort und Stelle zu bleiben.

Laut Bericht des Rechnungshofs führten Behördenversagen, Korruption und Geldgier zu der Katastrophe, bei der am 16. April dieses Jahres 300 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen 250 Schüler. "Die zuständigen Behörden genehmigten den Umbau des Schiffes auf der Grundlage gefälschter Daten", zitierte die Zeitung The Korea Times den Bericht. Auch die Sicherheitsprüfungen seien unzulänglich gewesen und die Fähre habe den Hafen vor dem Unglück überladen verlassen. Der Bericht empfahl Anklagen gegen elf hohe Beamte und Disziplinarverfahren gegen 40 weitere.

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