Suche nach MH370:Suchmannschaften kommen der Blackbox näher

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Haben die Suchmannschaften endlich die Blackbox von MH370 aufgespürt? Dem Hilfsschiff Ocean Shield ist es gelungen, ein entsprechendes Signal mehr als zwei Stunden lang zu orten. (Foto: dpa)

Kann das im Indischen Ozean verschollene Flugzeug jetzt endlich gefunden werden? Malaysias Transportminister rechnet mit Fortschritten. Mehrere Schiffe haben inzwischen Signale empfangen, die auf die Blackbox hindeuten.

Die Entwicklungen im Newsblog.

  • Mehrere Schiffe haben Signale empfangen, die möglicherweise zur Blackbox von MH370 gehören
  • Leiter des internationalen Suchteams spricht von "sehr ermutigenden" Entwicklungen
  • Auch Malaysias Transportminister rechnet mit positiven Entwicklungen "in den kommenden Tagen, wenn nicht Stunden"
  • Batterie des Senders in der Blackbox dürfte bald erschöpft sein

Mehrere Funksignale deuten auf Blackbox hin: Haben die Suchmannschaften, die im Indischen Ozean nach dem verschollenen Flugzeug suchen, jetzt endlich eine Spur? Zumindest deutet vieles darauf hin. Inzwischen haben mehrere Schiffe Signale empfangen, die denen eines Flugschreibers entsprechen. Am Wochenende hatte schon ein chinesisches Schiff Signale auf der Frequenz 37,5 Kilohertz registriert. Das ist nach Angaben von Airbus eine typische Frequenz für eine Blackbox im Wasser. Der australischen Ocean Shield gelang es etwa 1700 Kilometer nordwestlich von Perth gleich zweimal ein Signal zu orten. Das Suchschiff hat ein Spezialgerät an Bord, mit dem Flugschreiber aus bis zu 6000 Meter Tiefe detektiert werden können.

Optimismus bei den Suchmannschaften: Schon vier Wochen wird nach der verschollenen Malaysia-Airlines-Maschine gesucht. Von Flugzeugen gesichtete und dann von Schiffen geborgene Gegenstände stellten sich jedoch bisher stets als gewöhnlicher Müll heraus. Doch jetzt spricht der Leiter des internationalen Suchteams, Angus Houston, von "sehr ermutigenden" Entwicklungen in den vergangenen 24 Stunden. In einem Fall sei es gelungen, das Signal sogar mehr als zwei Stunden lang nachzuverfolgen. Bis man wisse, dass die Signale tatsächlich von MH370 stammen, könne es allerdings mehrere Tage dauern. "Es liegt noch viel Arbeit vor uns, um bestätigen zu können, dass das Flugzeug an jener Stelle ins Wasser stürzte", sagte Houston. "Alles, was im tiefen Ozeanwasser passiert, passiert alles andere als schnell." Auch der malaysische Transportminister Hishammuddin Hussein sprach bei einer Pressekonferenz in Kula Lumpur von einem "sehr vielversprechenden Ansatz". Er habe mit Suchkoordinator Houston telefoniert und sei optimistsich, dass es "in den nächsten Tagen, wenn nicht Stunden eine positive Entwicklung" geben werde.

Forderung der Flugbranche nach MH370
:Überwachungslücken am Himmel sollen geschlossen werden

Nur noch bis kommenden Montag sendet die Blackbox des verschwundenen Fluges MH370 Signale. Sind deren Batterien leer, wird es noch schwerer sein, die Maschine zu finden. Die Flugbranche zieht jetzt schon Konsequenzen aus dem rätselhaften Fall.

Von Jens Flottau

Eingrenzung einer möglichen Absturzstelle: Die Suchareale liegen ungefähr 2000 Kilometer nordwestlich von Perth und erstrecken sich bisher auf ein Gebiet von insgesamt 216 000 Quadratkilometern - das entspricht etwa der Fläche Großbritanniens. Falls das von der Ocean Shield empfangene Signal tatsächlich von der Blackbox kommt, ließe sich auch die Absturzstelle besser eingrenzen. Dann könnte auch ein spezielles U-Boot zum Einsatz kommen, dass für die Bergung in großen Tiefen gebaut ist.

Schwierige Suche unter Wasser: Jeder Flugschreiber besteht aus zwei Teilen: dem Flugdatenrekorder und dem Stimmenrekorder, der die Kommunikation unter den Piloten aufzeichnet. Meistens sind beide Aufnahmegeräte in einem orangefarben lackierten, schuhkartongroßen Behälter untergebraucht, der auch hohen Aufprallgeschwindigkeiten, hohen Temperaturen und hohem Wasserdruck standhält. Damit eine Blackbox auch gefunden werden kann, wenn sie auf dem Meeresgrund liegt, ist sie mit einem batteriebetriebenen Ortungsgerät (Underwater Locator Beacon, kurz: ULB) ausgestattet, das Ultraschallwellen aussendet. Genau diese Wellen sind jetzt von den Schiffen geortet worden. Allerdings bleibt womöglich nur noch wenig Zeit. Die Kapazität der Batterie ist nämlich auf 30 Tage ausgelegt; rein rechnersich wäre ihre Kapazität an diesem Montag erschöpft. Allerdings könnte es trotzdem sein, dass die Blackbox noch weiter sendet. Die 30-Tage-Frist ist ähnlich zu verstehen wie ein Mindesthaltbarkeitsdatum bei Lebensmitteln. Nach dem Absturz einer Air-France-Maschine vor Brasilien im Jahr 2009 hatte die französische Flugsicherheitsbehörde empfohlen, die Kapazität der Batterie auf 90 Tage zu erhöhen - allerdings ist diese Empfehlung bisher nicht umgesetzt worden.

Blackbox könnte helfen, das Geheimnis um MH370 zu lösen: Bisher wissen die Behörden lediglich, dass das Flugzeug mit 239 Menschen an Bord am 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking plötzlich seinen Kurs änderte und nach Westen abdrehte, außerdem wurde der Transponder abgestellt. Möglicherweise gab es ein technisches Problem, das die Piloten zur Kursänderung veranlasst hat. Möglicherweise steckt auch ein terroristisches oder kriminelles Motiv dahinter. Und möglicherweise ist auch etwas völlig anderes passiert, an das bisher niemand gedacht hat. Fest steht: Die Auswertung des Flugschreibers ist vielleicht die einzige Möglichkeit, das Geheimnis um das Verschwinden des Flugzeugs zu klären. Der orangefarbene Metallbehälter enthält den Flugschreiber, der Daten wie Kurs, Flughöhe oder Tempo registriert. Zudem zeichnet ein Stimmenrekorder Gespräche und Geräusche im Cockpit auf - allerdings nur in den letzten 30 Minuten vor einem Absturz.

© Sz.de/dpa/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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