Stuttgarter Zoo:Babe ist weg

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Seit Monaten ist ein Pinguin aus dem Stuttgarter Zoo verschwunden. Der Pfleger von Brillenpinguin Babe wittert eine Entführung.

Bernd Dörries

Gerhard Popp hat sofort bemerkt, dass da einer fehlt. Damals im Februar, als er wie jeden Mittag mit den Eimern voller Fisch zur Fütterung kam. Die Brillenpinguine hätten so ihre Eigenheiten, sagt Popp, Pfleger in der Stuttgarter Wilhelma. Der eine isst den Fisch am liebsten quer im Mund, der andere aus dem Wasser oder in seiner kleinen Hütte.

Ein Pinguin dieser Art wird in der Wilhelma vermisst. (Foto: Foto: dpa)

Darauf müsse man Rücksicht nehmen. Babe aß den Fisch am liebsten auf dem Schoß von Popp und als Babe an jenem Februartag nicht auf seinen Schoß kletterte war ihm klar, dass etwas nicht stimmte.

"Am helllichten Tag: Pinguin aus Wilhelma verschleppt", titelten die Stuttgarter Nachrichten. Am helllichten Tag. Als ob die Sache nicht schon schlimm genug wäre.

Von den 55 Pinguinen des Zoos sei Babe der beliebteste gewesen, sagt Popp. Das vier Jahre alte Weibchen musste von den Pflegern aufgezogen werden. Das machte Babe besonders anhänglich gegenüber Menschen. Sie ließ sich gerne mit Besuchern fotografieren. Bis heute fragen jeden Tag Dutzende Besucher nach ihr. Aber Babe ist verschwunden. Bis heute beschäftigt Popp die Frage, wie ein Pinguin aus dem Zoo verschwinden kann?

Absolutes Herdentier

Nachdem Babe weg war, suchten die Angestellten das ganze Gelände der Wilhelma ab. Ohne Erfolg. Popp meint, Babe habe keinen Grund gehabt wegzulaufen. Sie sei glücklich gewesen, hatte einen Partner, den Fritzi, und eine eigene Höhle. Im Frühjahr hätte es vielleicht Nachwuchs gegeben. "Bei den Brillenpinguinen gibt es keine Gefangenschaftssymptome", sagt Popp.

Manchmal würden Besucher zu ihm kommen und fragen, warum sie kein größeres Gehege bekommen. Das jetzige hat etwa 150 Quadratmeter. Es könnte größer sein oder auch kleiner, sagt Popp. Die Pinguine würde so wie jetzt die meiste Zeit auf einem Haufen stehen. So machen sie es in der Natur, so machen sie es im Zoo. Es sind Herdentiere. Und die verlässt niemand freiwillig.

Nachdem Babe im Zoo nicht aufgefunden werden konnte, schaltete die Wilhelma die Polizei ein, die um sachdienliche Hinweise bat. Ein paar Leute meldeten sich und sagten, sie hätten im Neckar gleich neben dem Zoo ein Tier gesehen, mit gelben Schnabel und grünen Kopf. Es waren Enten. Babe blieb verschwunden.

Pfleger Popp sagt, man sei sich eigentlich sicher, dass Babe gestohlen wurde. Das ist nicht besonders schwer. Die Mauer zum Gelände der Pinguine ist nur 1,20 Meter hoch, dahinter sind die Pinguine, kein Graben, kein Hindernis. Man kann sie anfassen. Und Babe ließ sich gerne anfassen. Womöglich wurde ihr das zum Verhängnis. "Wahrscheinlich hat sie einfach jemand mitgenommen", sagt Popp. An jenem Tag waren hunderte Besucher im Zoo, es war kalt, man trug dicke Mäntel. Da fällt ein Brillenpinguin nicht unbedingt auf, er ist nur 40 Zentimeter groß.

Die Polizei bekam einige Hinweise auf Leute, die exotische Tiere sammeln. Hausdurchsuchungen blieben aber ohne Ergebnis. Popp sagt, er habe die Hoffnung mittlerweile fast aufgegeben. Fritzi, der Partner von Babe hat am Anfang viel geschrien. Aber auch Pinguine gewöhnen sich an alles.

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