Stuttgart:Eidechsen-Umzug für 15 Millionen Euro bei Stuttgart 21

Stuttgart: Bewohner des Würmtals (2): die Zauneidechse.

Bewohner des Würmtals (2): die Zauneidechse.

(Foto: Lino Mirgeler/dpa)
  • Für das Großprojekt Stuttgart 21 müssen Experten zahlreiche streng geschützte Eidechsen einsammeln und umsiedeln.
  • Für die Umsiedlung eines einzelnen Tieres veranschlagt die Bahn zwischen 2000 und 4000 Euro.
  • Naturschützer kritisieren: Artenschutz müsse nicht so teuer sein, wenn man rechtzeitig daran denke.

Zieht ein Student nach dem Abitur von zu Hause in die erste eigene Wohnung oder ein WG-Zimmer, kostet das im günstigsten Fall nicht mehr als 300 Euro, kalkuliert ein Online-Wohnungsmarktplatz. Möbel nimmt er oder sie von zu Hause mit, Freunde und Familie packen mit an, nur der Anhänger muss gemietet, Umzugskartons gekauft und der Sprit bezahlt werden.

Der Betrag erscheint verschwindend gering, zumindest im Vergleich damit, was ein Umzug der Stuttgarter Eidechsen für das Bauprojekt Stuttgart 21 kostet: Für die Umsiedlung eines einzelnen Tieres veranschlagt die Bahn zwischen 2000 und 4000 Euro, der Umzug aller Eidechsen soll insgesamt 15 Millionen Euro kosten.

In der Kleinstadt Wendlingen in der Nähe von Stuttgart wurden in den vergangenen Wochen 200 streng geschützte Zauneidechsen von einem Bauplatz für die ICE-Trasse Stuttgart-Ulm eingesammelt. Damit hätten die Tiere den Start der Bauarbeiten in Wendlingen schon um 18 Monate verzögert, sagte ein Projektsprecher.

Experten fingen die Kriechtiere mit einer an einer Rute befestigten Schlinge ein. Die Eidechsen werden zehn Kilometer weiter wieder angesiedelt. In Stuttgart-Untertürkheim müssen gut 6000 Mauereidechsen für das Großprojekt umgesiedelt werden - und das kostet.

Mit Anhänger, Benzin und helfenden Händen ist es bei der Umsiedelung der streng geschützten Tiere nicht getan. Planung, Gutachten, Monitoring, Fang und Grunderwerb machen den Eidechsen-Umzug so teuer. Naturschützer mahnten derweil eine bessere Planung an: Artenschutz müsse nicht so teuer sein, wenn man rechtzeitig daran denke, sagte der Landeschef des Naturschutzbundes Nabu, Johannes Enssle. Die Bahn weiß nach eigenen Angaben seit März 2015 von der Zahl der Eidechsen.

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