Sturmschäden am Berliner Hauptbahnhof:Architekt beschuldigt Bahn

Der Absturz eines Stahlträgers von der Fassade des Berliner Hauptbahnhofs wäre nach Ansicht des Architekten Meinhard von Gerkan nicht passiert, wenn die Bahn ursprünglich geplante Haltevorrichtungen montiert hätte.

Die Sicherungsschienen wurden aber "unter der Regie der Bahn bei der weiteren Ausführung weggelassen", sagte Gerkan nach einer Sitzung des Bundestagsverkehrsausschusses am Mittwoch in Berlin.

Eine geplante "seitliche Führung" hätte verhindert, dass Teile abrutschen können, wie dies im Orkan "Kyrill" am 18. Januar passiert war. Die Deutsche Bahn wies Schuldzuweisungen des Architekten entschieden zurück. Im Streit um das Milliardenprojekt soll an diesem Donnerstag Bahnchef Hartmut Mehdorn in den Haushaltsausschuss des Parlaments kommen.

Von Gerkan betonte ebenfalls, dass es der Untersuchung vorbehalten bleiben müsse, was letztlich die Ursache des Vorfalls war und wem sie zuzuschreiben sei. Es sei jedoch auszuschließen, dass Fehler in den Verantwortungsbereich der Architekten fielen. Die in ursprünglichen Planungen vorgesehenen Sicherungsschienen hätten ein Abrutschen verhindern können. "Das ist unsere Überzeugung."

Bahnhof inzwischen sturmsicher

Durch die Orkanböen hatte sich ein tonnenschwerer Träger der Stahlkonstruktion gelöst und war auf eine Treppe gestürzt. Verletzt wurde niemand. Die Stahlteile der Fassade sind inzwischen nachträglich gesichert worden, um die eine Milliarde Euro teure Station sturmfest zu machen. Durch den Orkan war bekannt geworden, dass über 100 waagerechte Stahlträger nicht befestigt waren, sondern lose auf Verstrebungen lagerten.

Bahn-Vorstandsmitglied Otto Wiesheu sagte, bei jedem Bau gebe es Änderungen. Die Konstruktion sei aber geprüft und auch behördlich abgenommen worden. "Ich empfehle, bevor man Stellungnahmen abgibt, das Beweissicherungsverfahren abzuwarten und dann festzustellen, was eventuell nicht richtig gelaufen ist." Auch Unions-Verkehrsexperte Dirk Fischer (CDU) warnte vor vorschnellen Schlüssen.

Im Haushaltsausschuss sollen am Donnerstag Mehdorn und der Chef der Bahntochter DB Station & Service, Wolf-Dieter Siebert, Rede und Antwort stehen. Auf der Tagesordnung steht die umstrittene Kappung des Glasdaches über den Bahnsteigen, das rund 130 Meter kürzer gebaut wurde als geplant.

Im Verkehrsausschuss sei der einhellige Wunsch laut geworden, "unter Wahrung der Kosten" doch noch eine Lösung für eine Verlängerung zu prüfen, sagte SPD-Experte Uwe Beckmeyer. Gerkan bekräftigte, dies sei technisch möglich.

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