Studio feuert Cruise:Die merkwürdige Wandlung eines Megastars

Hysterische Liebesbeweise, ein verstecktes Töchterlein und Sektenwerbung: Tom Cruise hatte sich zuletzt einige Merkwürdigkeiten erlaubt. Nun hat seine Produktionsfirma ihn gefeuert - wegen "seltsamen Verhaltens".

Lenz Jacobsen

Am Ende wurde es Sumner Redstone zu bunt. Und so kündigte er im Namen der US-Filmstudios Paramount Pictures nach 14 Jahren die Zusammenarbeit mit Tom Cruise auf. Was war geschehen?

Studio feuert Cruise: Tom Cruise

Tom Cruise

(Foto: Foto: Reuters)

"So sehr wir ihn persönlich schätzen, wir hielten es für falsch den Vertrag zu verlängern", sagte Redstone. "Sein Verhalten in letzter Zeit war für Paramount nicht hinnehmbar."

Liebesbeweis auf dem Talkshow-Sofa

Cruise war vor kurzem in der Sendung von US-Talkmasterin Oprah Winfrey auf ein Sofa gesprungen, um seine Liebe für seine Verlobte Katie Holmes zu verkünden. Das Paar legt bei jeder guten Gelegenheit öffentliche Kussszenen hin.

Außerdem wirbt der Star öffentlich für die umstrittene Scientology-Organisation, bei der seit 1986 Mitglied ist. Nicht nur unter prominenten Kollegen, sondern auch in seiner Fangemeinde versucht Cruise, neue Mitglieder zu gewinnen. 2004 hielt er die Eröffnungsrede für das neue spanische Hauptquartier der Scientologen.

Cruise warb auch bei deutschen und französischen Politikern um die Anerkennung der Organisation. In einem Interview mit dem Spiegel verglich er die öffentliche Kritik an Scientology und die damit verbundenen Boykottaufrufe mit der Diskriminierung der Juden durch die Nazis. Scientology zählt in Deutschland nicht als Religionsgemeinschaft und wird vom Verfassungsschutz beobachtet.

Kollegin wegen Depressionen angegriffen

Doch damit nicht genug: Schauspielkollegin Brooke Shields griff er wegen deren Bekenntnis zur sogenannten Wochenbettdepression scharf an. Shields hatte in einem Buch beschrieben, wie sie die Depressionen nach der Geburt ihre Kindes mit Hilfe von Paxil, einem Psychopharmakum, in den Griff bekommen hatte. Für den Scientologen Cruise ist die Psychatrie eine Pseudowissenschaft, und die Einnahme von Antidepressiva lehnt er kategorisch ab.

Shields schlug zurück: Die Äußerungen seien "gefährlich" und Cruise hätte als Mann überhaupt nicht die Kompetenz, sich über nachgeburtliche Depressionen zu äußern.

Und dann ist da noch der Rummel um Suri.

Das gut vier Monate alte Mädchen von Cruise und Holmes ist das wohl bestversteckte Baby Hollywoods. Bis heute existiert kein einziges Foto von ihr, und die Eltern verbergen ihr Kind weiter so gut, dass bereits böse Gerüchte aufkamen. Auf einigen Internetseiten wurde sogar angezweifelt, ob es klein-Suri überhaupt gibt.

Das People-Portal www.tmz.com setzte daraufhin alle Hebel in Bewegung und präsentierte Anfang Juli seinen Lesern eine Kopie der Geburtsurkunde.

Mittlerweile durften ein paar erlesene Freunde der Eltern - alle kaum weniger berühmt als Cruise und Holmes - das Mädchen immerhin in Augenschein nehmen: Zu den Auserwählten gehörte Leah Remini, Star der US-Serie "King of Queens", Schauspieler-Kollegin und Will-Smith-Ehefrau Jada Pinkett Smith, und Cruises Ex-Freundin Penelope Cruz.

MI III wegen Eskapaden ein Kassenflop?

Alle schwärmten sie von dem Baby, als gelte es, gegen die bösen Gerüchte anzujubeln: "Hinreißend" sei es, befand Smith, "sie ist ein strahlendes Baby" berichtete Remini, und Penelope Cruz erklärte Suri glatt zu einem "der hübschesten Babys, das ich je gesehen habe."

Auch Victoria und David Beckham bekamen den Nachwuchs zu Gesicht. Vorher, so berichtete der Daily Star, mussten sie allerdings erst ein paar strenge Regeln akzeptieren: Cruise und Holmes verboten dem befreundeten Stars, ihr Kind zu fotografieren oder anzufassen. Sogar reden durften sie mit Suri nicht, da es nach Ansicht von Scientology der Entwicklung des Babys schade, wenn in seiner Nähe Babysprache gebraucht werde.

Die Paramount Studios argumentieren, all diese Merkwürdigkeiten hätten die Performance seines jüngsten Films "Mission Impossible III" negativ beeinflusst. Vertreter der Schauspielers bestritten einen Zusammenhang.

Äußerungen sind "unerhört und respektlos"

Cruise, "Top-Gun-"-Star und Ex-Ehemann von Nicole Kidman, war mit seiner Produktionsfirma Cruise/Wagner Productions 14 Jahre lang mit Paramount verbunden. Die Zusammenarbeit brachte zuletzt die Filme "Krieg der Welten" und "Mission Impossible III" hervor, mit denen Cruise zum bestbezahlten Schauspieler Hollywood wurde.

Seine Geschäftspartnerin Paula Wagner sagte dem Wall Street Journal, es gebe Pläne, mit Geld aus Hedgefonds eine unabhängige Firma aufzubauen. "Das ist ein Traum von Tom und mir", sagte sie. Der Branchenzeitung Daily Variety sagte Wagner, Redstones Äußerungen seien "unerhört und respektlos".

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