Streit um Transgender-Kandidatin bei Misswahl:Trump tritt nach - unter die Gürtellinie

"Gloria wäre sehr sehr beeindruckt von meinem Penis": Jenna Talackova, Kanadierin mit transsexueller Vergangenheit, darf nun doch an der Wahl zur Miss Universe in ihrem Land teilnehmen. Doch Veranstalter Donald Trump ist von Einsicht über die diskrimierende Wirkung des Rauswurfs weit entfernt - er versucht sich mit sexistischen Bemerkungen zu profilieren.

Jenna Talackova darf nun doch an der Wahl zur Miss Universe Canada teilnehmen. Ihr Geschlecht - bei der Geburt männlich, nach einer Geschlechtsumwandlung weiblich - sollte nun eigentlich kein Thema mehr sein. Doch die Veranstalter des Wettbewerbs und allen voran Chef-Organisator Donald Trump sorgen dafür, dass die Diskussion um die 23-Jährige unter der Gürtellinie bleibt. Zwar äußerte sich der Immobilien-Tycoon und bekennende Macho in einem Interview nicht direkt zu den Genitalien der Misswahl-Kandidatin, dafür machte er sein eigenes bestes Stück zum Thema.

Streit um Transgender-Kandidatin bei Misswahl: "F" für female: Ihr Pass weist die Kandadierin Jenna Talackova eindeutig als Frau aus.

"F" für female: Ihr Pass weist die Kandadierin Jenna Talackova eindeutig als Frau aus.

(Foto: AFP)

"Ich denke, Gloria wäre sehr sehr beeindruckt von meinem Penis", sagte Trump dem US-Klatschportal tmz.com in einer telefonischen Stellungnahme. Vorangegangen war eine Pressekonferenz, auf der Talackovas Anwältin Gloria Allred daraufhin hingewiesen hatte, dass es diskriminierend sei, wenn ihre Mandantin gezwungen werde, ihre Geschlechtszugehörigkeit zu beweisen. Jenna habe "Mr. Trump auch nicht aufgefordert zu beweisen, dass er ein natürlich geborener Mann ist, sie wollte keine Fotos seiner Geburt sehen oder seine Anatomie in Augenschein nehmen", argumentierte die Juristin. "Es hat für sie keinen Unterschied gemacht."

Talackova hatte Allred nach ihrem Rauswurf bei dem Schönheitswettbewerb Ende März engagiert. Die 70-Jährige ist eine prominente Frauenrechtsanwältin in den USA: Sie vertrat unter anderem im Prozess gegen O.J. Simpson die Familie des Mordopfers Nicole Brown und betreute eine Frau, die Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger der sexuellen Belästigung bezichtigte.

"Ich bin eine Frau"

Am Dienstag hatten die Organisatoren der Misswahl den umstrittenen Ausschluss der Kandidatin mit transexueller Vergangenheit rückgängig gemacht. Talackova darf den Angaben zufolge aber nur an der kanadischen Vorentscheidung teilnehmen, wenn sie die "gesetzlichen Bedingungen" für die "Anerkennung" ihres Geschlechts sowie die Standards anderer internationaler Wettbewerbe erfüllt.

Mit dieser Einschränkung will sich die 23-Jährige jedoch nicht zufriedengeben. "Ich bin eine Frau", sagte sie auf der Pressekonferenz in Los Angeles - und präsentierte den Journalisten zum Beweis ihren Ausweis. Der weist ihr Geschlecht eindeutig mit "F" für female/weiblich aus. Sie habe nie "eine Sonderbehandlung verlangt, ich wollte einfach nur mitmachen", sagte Talackova. Sie forderte von Trump eine Garantie für ihre Teilnahme an der Wahl. Der Milliardär hält zusammen mit dem Medienkonzern NBC Universal die Rechte an den Miss-Universe-Wahlen. Außerdem wolle sie die Zusage, dass sie im Falle eines Sieges auch für ihr Land ins Finale des internationalen Schönheitswettbewerbs einziehen dürfe, sagte die Kanadierin.

Die junge Frau aus Vancouver hatte sich bereits mit 14 Jahren einer Hormontherapie unterzogen und mit 19 eine geschlechtsangleichende Operation durchführen lassen. Nachdem es die Blondine bereits unter die besten 65 Kandidatinnen der Miss Universe Canada geschafft hatte, wurde sie Ende März vom einen auf den anderen Tag disqualifiziert. Zur Begründung sagte Denis Davila, der landesweite Geschäftsführer des Beauty-Contests, in einem Interview mit dem Fernsehsender CTV: "Es gibt einen Katalog an Regeln und eine davon besagt, dass jede Kandidatin eine natürlich geborene Frau sein muss."

Talackowa wollte ihre Disqualifizierung nicht hinnehmen und ging an die Öffentlichkeit. Prominente wie der Blogger Perez Hilton zeigten sich daraufhin solidarisch mit der 23-Jährigen, Tausende unterzeichneten eine Online-Petition, die ihre Wiederaufnahme in den Wettbewerb forderte.

Der öffentliche Druck hat nun Wirkung gezeigt - doch von Einsicht ist Organisator Trump weit entfernt. Er werde sich nicht für Talackovas Rauswurf entschuldigen, sagte der 65-Jährige tmz.com. Zwar sei das öffentliche Interesse an dem Wettbewerb durchaus begrüßenswert - "der Ticketverkauf geht durch die Decke" - doch: "Es könnte mich nicht weniger kümmern, ob sie teilnimmt."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: