Streit um "MS Deutschland":Auf dem Traumschiff flattert weiter Schwarz-Rot-Gold

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Das traditionsreichste Kreuzfahrtschiff des Landes unter maltesischer Flagge? Nicht nur für den Kapitän der "MS Deutschland" ein Ding der Unmöglichkeit. Jetzt lenkt die verantwortliche Reederei ein - und verkündet den Verzicht auf eine Ausflaggung.

Die Wellen schlugen hoch in den vergangenen Tagen. Zwar nicht am Bug der MS Deutschland - das Kreuzfahrtschiff schippert derzeit auf der Themse und wird im Rahmen der Olympischen Spiele zu Repäsentationszwecken genutzt. Doch in der Heimat war ein emotionaler Streit über das schwimmende Hotel entbrannt. Denn die Reederei Deilmann wollte die MS Deutschland ausflaggen.

Auch in Zukunft wird auf der Reling die schwarz-rot-goldene Flagge wehen: Die Reederei Deilmann hat im Streit über die Ausflaggung der MS Deutschand eingelenkt. (Foto: dapd)

Das bekannteste deutsche Kreuzfahrtschiff - unter anderem Drehort des ZDF-Klassikers Das Traumschiff - künftig unter maltesischer Flagge? Wohl nicht nur für viele TV-Zuschauer unvorstellbar. Auch der Kapitän der MS Deutschland wehrte sich öffentlich gegen die geplante Maßnahme. Mit Erfolg: Aufgrund des massiven öffentlichen Drucks verzichtet der Schiffsbetreiber nun auf die Ausflaggung.

Das Unternehmen trage mit diesem Schritt der "emotionalen Stimmung" Rechung und habe "angesichts des großen Interesses" entschieden, das Schiff weiterhin unter deutscher Flagge fahren zu lassen, teilte Deilmann am Montag schriftlich mit.

Das letzte große Kreuzfahrtschiff unter deutscher Flagge

Reeder flaggen Schiffe üblicherweise aus finanziellen Gründen aus. Dadurch wird es möglich, Besatzungen ohne die im Inland geltenden Tarifbestimmungen oder Sozialangaben anzuheuern. Die MS Deutschland ist das letzte große Kreuzfahrtschiff, auf dem Schwarz-Rot-Gold weht.

Vor allem der Kapitän des Schiffes, Andreas Jungblut, hatte sich vehement gegen den geplanten Flaggenwechsel ausgesprochen und eine öffentliche Auseinandersetzung mit seinem Arbeitgeber riskiert. Die Diskussion eskalierte soweit, dass Jungblut, der eigens seinen Urlaub unterbrochen hatte und nach London gereist war, am vergangenen Mittwoch von Bord verwiesen wurde.

Neben dem Kapitän hatten auch die Gewerkschaft Verdi und der Koordinator der Bundesregierung für maritime Wirtschaft, der FDP-Politiker Hans-Joachim Otto, Deilmann scharf kritisiert. Die Reederei mit Sitz in Neustadt (Schleswig-Holstein) gehört seit einer Insolvenz im Jahr 2010 dem Finanzinvestor Aurelius.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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