Straßenschlacht in Hamburg:Polizei nimmt mehr als 60 Randalierer fest

Hagel aus Flaschen: Nach einem Straßenfest greifen Randalierer im Hamburger Schanzenviertel Polizisten an. Traurige Bilanz: 67 Festnahmen, fast 30 Beamte verletzt.

Heftige Auseinandersetzungen haben sich Hunderte Randalierer im Hamburger Schanzenviertel in der Nacht zum Sonntag mit der Polizei geliefert. Nach Angaben des Führungs- und Lagezentrums der Polizei wurden insgesamt 67 Randalierer fest- und weitere 18 in Gewahrsam genommen. Zwei verletzte Polizisten wurden mit Schnittwunden und Prellungen in Krankenhäuser gebracht. Insgesamt wurden 27 Beamte verletzt. Über verletzte Randalierer gab es zunächst keine Informationen.

Straßenschlacht in Hamburg: Heftige Auseinandersetzungen haben sich Hunderte Randalierer im Hamburger Schanzenviertel in der Nacht zum Sonntag mit der Polizei geliefert.

Heftige Auseinandersetzungen haben sich Hunderte Randalierer im Hamburger Schanzenviertel in der Nacht zum Sonntag mit der Polizei geliefert.

(Foto: Foto: dpa)

Bei den stundenlangen Zusammenstößen nach einem Straßenfest gingen Einsatzkräfte massiv mit Wasserwerfern und Schlagstöcken gegen Demonstranten vor, die immer wieder brennende Barrikaden errichten und Beamte mit Flaschen und Feuerwerkskörpern bewarfen.

Erst am frühen Morgen beruhigte sich die Lage weitgehend. "Es waren heftige Ausschreitungen", sagte Polizeisprecher Ralf Meyer. Er sprach von einem "hohen Aggressionspotenzial". Nach dem sogenannten Schanzenfest kommt es seit Jahren zu Ausschreitungen.

Wie Polizeisprecher Meyer weiter sagte, hätten Demonstranten bei einer Gelegenheit einen Molotowcocktail geworfen. Vor einer Polizeiwache hätten sie zudem einen Streifenwagen mit Leuchtkugeln in Brand geschossen.

Bis in die Nacht kam es insbesondere am Pferdemarkt in der Nähe des Schanzenviertels zu heftigen Konfrontationen. Vermummte deckten Wasserwerfer und andere Einsatzfahrzeuge der Polizei mit einem Hagel aus Glasflaschen und anderen Wurfgeschossen ein. Immer wieder zogen Demonstranten Bauzäune, Müllcontainer und andere Gegenstände auf die Straßen und zündeten sie an. Die Polizei setzte Wasserwerfer und einen gepanzertes Räumfahrzeug ein, um die Barrikaden zu beseitigen.

Erst gegen 3:00 Uhr kehrte in und um das Schanzenviertel weitgehend Ruhe ein. Aus einigen weiter entfernten Straßen meldete die Polizei allerdings noch kleinere "Scharmützel" sowie einige kleinere Brände.

Von einer außergewöhnlichen Dimension der Gewalt wollte Meyer in einer ersten Bilanz ausdrücklich nicht sprechen. Es seien heftige Ausschreitungen gewesen, aber es sei "Haarspalterei" darüber zu streiten, ob sie gewalttätiger gewesen seien als in den Vorjahren.

Auffällig sei aus Polizeisicht jedoch gewesen, dass sich einige der Randalierer offenbar gezielt auf Ausschreitungen vorbereitet hätten. Bei zwei Festgenommenen aus Berlin habe man "Utensilien" gefunden, aus denen sich Molotowcocktails oder Brandsätze herstellen ließen. Es war auch von mit einer Zeitschaltuhr versehenem Sprengsatz die Rede.

Nach dem Schanzenfest rund um den Autonomentreff "Rote Flora" kommt es seit Jahren immer wieder zu Ausschreitungen. Im vergangenen Jahr wurden dabei 18 Menschen verletzt, darunter 11 Polizisten. Etwa 50 Protestierende wurden damals fest- oder in Gewahrsam genommen.

Begonnen hatten die Ausschreitungen gegen 22 Uhr, als Polizisten nahe der "Roten Flora" nach eigenen Angaben mit Feuerwerkskörpern und Flaschen angegriffen wurden. Unterstützt von fünf Wasserwerfern räumten Beamte innerhalb weniger Minuten die Straße vor der "Flora".

Polizisten drängten die nach Meyers Angaben größtenteils aus der Autonomenszene stammenden 900 bis 1000 Randalierer sowie zahlreiche Passanten und Schaulustige in einen Park sowie in Nebenstraßen ab.

Dort kam es in der Folge wiederholt zu Zusammenstößen, die Lage war zwischenzeitlich unübersichtlich. Polizisten gingen mit mehreren Wasserwerfern gegen Gruppen von Demonstranten vor, aus denen heraus sie mit Flaschen beworfen und bisweilen auch lautstark beschimpft wurden. Immer wieder versuchten Randalierer, unmittelbar hinter den vorrückenden Einsatzfahrzeugen neue Barrikaden zu errichten.

Neben Autonomen befanden sich darunter auch einige Jugendliche, die sich offenbar den Krawallen anschlossen. Es habe auch in diesem Jahr wieder einige "erlebnisorientierte" Randalierer gegeben, sagte Meyer. Das Schanzenviertel ist auch ein beliebtes Ausgehviertel mit vielen Kneipen. Ausschreitungen werden dort oft von zahlreichen Schaulustigen verfolgt.

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