Stilkritik:Mädchenschuppen

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(Foto: Loews)

Lese-Insel, Yoga-Höhle, Kreativ-Hütte: Wo früher Papas Gartenhäuschen stand, steht heute ein "She Shed". Die Kleinst-Immobilie für Frauen könnte der große Trend werden.

Von Laura Hertreiter

In den USA verbringen Tausende Frauen erhebliche Teile ihres Lebens in winzigen Geräteschuppen. Das gab zunächst Anlass zur Recherche, ob sie denn dazu gezwungen werden. Entwarnung. Der Geräteschuppen heißt "She Shed", zu deutsch: Mädchenschuppen; im Inneren wird er so heftig aufgehübscht, dass nichts mehr an einen Geräteschuppen erinnert. Und dann verstecken sich Frauen dort nach eigenen Instagram-Angaben supergern vor ihren Männern, Kindern oder sich selbst. Flauschteppich, Schnörkeltischchen, Duftkerze sei Dank. Schön für die Deko-Industrie, schön auch für die US-Baumärkte, denen der Trend bei Fertigschuppen einen Zuwachs im zweistelligen Bereich bescherte. Hierzulande will nun die Heimwerkerkette Hornbach Frauen in große Hundehütten locken. Im Prospekt heißt es, Blassrosa auf Lila: "Ich-Zeit-Häuser, Yoga-Höhle, Lese-Insel, Kreativ-Hütte: Egal. Hauptsache, es ist ein Ort, an dem Du Du sein kannst". Zu kaufen gibt es ein stinknormales Gartenhaus namens "She Shed Darling", für mindestens 999 Euro. Die Eskapismusfantasien dazu klingen vertraut: Immerhin haben deutsche Baumärkte jahrzehntelang mit der angeblichen Sehnsucht der Männer nach einem Rückzugsort Kasse gemacht. Stichwort Man Cave, also Hobbykeller, Garage und Werkstatt. Nur fair, dass jetzt die Frauen dran sind. Im Wohnzimmer aber wird es einsam, wenn der Mann im Herrenzimmer (siehe andere Hornbach-Kampagne) Bier trinkt und die Frau im Schuppen näht.

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