Stilkritik:Hühner-Haptik

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Die Berührung von kaltem, totem Fleisch mögen viele nicht. Die britische Supermarkt-Kette Sainsbury bietet eine Lösung an.

Von Martin Zips

Neben Akustik und Optik gibt es die Haptik, die Lehre vom tastenden Begreifen. Das Jahr 1968 zum Beispiel war haptisch der totale Hammer. Auch das Umblättern einer Buch- oder Zeitungsseite kann haptisch begeistern. Ebenso wie Massagen, Umarmungen oder der Gebrauch von Duschbürsten. Dass Reibung etwas Elektrisierendes hat, das hat Thales von Milet schon 550 v. Chr. beschrieben. Heute beschränkt sich Haptik vor allem auf das (Ab-)Wischen von Handy-Bildschirmen. Darunter leiden viele. Deshalb ziehen sie sich abends in ihre super ausgestatteten Küchen zurück, um bei Fett, Gemüse und Traubensaft wieder zu sich selbst zu finden. Das Blöde ist: Die Berührung von kaltem, toten Fleisch hält der Digital-Native kaum mehr aus. Die britische Supermarktkette Sainsbury's bietet deshalb gekühltes Tierfleisch ab Mai in "Touch-free"-Verpackungen an. Wer die Folie öffnet, kann das Schnitzel damit gleich auch kontaktlos in die Pfanne schleudern. Passt gut in eine Zeit, in der sowieso nur noch von Reibungsverlusten die Rede ist.

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