Sternenhimmel:Mein Stückchen Mond

Sternenhimmel: Anfang November 21.30 Uhr; Ende November 19.30 Uhr

Anfang November 21.30 Uhr; Ende November 19.30 Uhr

Wie der stolze Jesuit Giambattista Riccioli sich und seinen Assistenten verewigte. Die Sterne im November.

Von Helmut Hornung

Der Mond ist ein Tummelplatz von Forschern und Philosophen. Die Krater auf seiner Oberfläche heißen unter anderem Aristoteles, Galilei, Plato oder auch Kopernikus. Der Mann, der diese Berühmtheiten gewissermaßen in den Weltraum brachte, war der 1598 im italienischen Ferrara geborene Giambattista Riccioli. Der Jesuit und Astronom lehrte lange Zeit an den Universitäten Bologna und Parma und war ein Verfechter des geozentrischen Systems. Er glaubte also an eine im Zentrum des Sonnensystems ruhende, kugelförmige Erde. Im Jahr 1651 veröffentlichte er eine Mondkarte, die den Anblick des Erdtrabanten im Fernrohr zeigte und auf der die ausgedehnten dunklen und hellen Gebiete ebenso Namen trugen wie die Krater.

Riccioli war bei seiner Arbeit systematisch vorgegangen. Zunächst zerlegte er die Oberfläche des Mondes in acht Tortenstücke. Im Nordwesten lag sein "I. Octans", dann folgten im Uhrzeigersinn die weiteren sieben Teile. Jedes davon widmete er den nach seiner Ansicht prägenden Menschen einer Epoche: Auf die griechische folgten etwa die römische, die frühchristliche und die mittelalterliche; Riccioli endete schließlich mit den zeitgenössischen Gestalten. Zu denen nach seiner bescheidenen Meinung selbstverständlich auch er selbst gehört: Dort also, im "VIII. Octans", findet man also auch seinen eigenen Namen sowie den Namen seines Assistenten Francesco Maria Grimaldi. Der hatte die Karte gezeichnet.

Die Forscher hielten die Flecken für Wasser. Sie nannten sie "Ozean der Stürme", "Meer der Gefahren"

Giambattista Riccioli nahm an, dass die dunklen Flecken auf dem Mond Wasserflächen seien, die hellen trockene Hochländer. Daher nannte er die besonders bei Vollmond schon mit bloßem Auge gut sichtbaren Strukturen Maria (lateinisch: Meere) und Terrae (Länder). Vor allem die Bezeichnungen für die "Meere" zeigen, wie sehr der Astronom in den Denkmustern seiner Zeit gefangen war. Im 17. Jahrhundert war man überzeugt davon, dass der Lauf und die Phasengestalt des Mondes einen starken Einfluss auf das irdische Leben und das Wetter hätten - ein Glaube, der heute noch weit verbreitet ist. So etwa gibt es auf dem Mond ein Mare Nubium (Wolkenmeer), ein Mare Crisium (Meer der Gefahren) oder einen Oceanus Procellarum (Ozean der Stürme).

Doch vom Glauben zurück zu den Fakten: Während Merkur und Saturn im November unsichtbar bleiben, erstrahlt Venus als Morgenstern im Osten. Mars in der Jungfrau und Jupiter im Löwen zeigen sich dort ebenfalls in der Zeit vor Sonnenaufgang. Am 7. November erhält das eng zusammenstehende Planetentrio Besuch von der schmalen Mondsichel, gegen 6 Uhr lohnt sich ein aufmerksamer Blick zum Himmel. Uranus in den Fischen und Neptun im Wassermann finden erfahrene Sternfreunde nach Sonnenuntergang im Südosten. Im abendlichen Beobachtungsprogramm sollten sie nicht fehlen. Der Fahrplan des Erdbegleiters: letztes Viertel am 3., Neumond am 11., erstes Viertel am 19. und Vollmond am 25. November. In der Nacht zum 18. November erreichen die Leoniden ihr Maximum. Der Meteorstrom war im vergangenen Jahrzehnt immer wieder mal sehr reichhaltig, in diesem Jahr rechnen die Astronomen jedoch nur mit 20 Sternschnuppen pro Stunde. Ebenfalls mager fallen die Tauriden aus, am 12. November werden sich stündlich maximal zehn Meteore zeigen.

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